Medizin
Diabetes: Können Totgeburten verhindert werden?
Montag, 5. August 2019
Glasgow – Die Schwangerschaft von Frauen mit einem vorbestehenden Diabetes endet häufiger in einer Totgeburt. Zu den vermeidbaren Risikofaktoren gehören nach einer Studie in Diabetologia 2019; DOI: 10.1007/s00125-019-4943-9) eine schlechte Blutzuckereinstellung und ein zu hoher Body-Mass-Index.
Totgeburten treten bei Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft an einem Diabetes leiden, vier- bis fünfmal häufiger auf als bei anderen Frauen. Die Inzidenz ist in den vergangenen Jahrzehnten gleichgeblieben, während der allgemeine Trend rückläufig ist. Dies hat ein Team um Robert Lindsay von der Universität Glasgow jetzt bewogen, die Daten aus zwei schottischen Registern auszuwerten.
Totgeburten werden in Schottland im „Scottish Morbidity Record 02“ (SMR02) erfasst. Die Angaben zu den Diabetikerinnen entnahmen die Forscher der „Scottish Care Information-Diabetes“ (SCI-Diabetes). Die Forscher identifizierten 5.392 Einzelkinder, darunter waren 3.778 Babys von Müttern mit Typ-1-Diabetes und 1.614 Kinder von Müttern mit Typ-2-Diabetes.
Bei den Frauen mit Typ-1-Diabetes kamen auf 1.000 Geburten 16,1 Totgeburten, bei den Frauen mit Typ-2-Diabetes waren es 22,9 Totgeburten auf 1.000 Geburten. Obwohl der Typ-2-Diabetes im Durchschnitt erst seit 4,4 Jahren bestand (gegenüber 11,2 Jahren beim Typ-1-Diabetes), war das Risiko einer Totgeburt höher.
Der wichtigste und potenziell vermeidbare Risikofaktor war der Langzeitblutzucker. Bei Frauen mit Typ-1-Diabetes, die eine Totgeburt erlitten hatten, war der durchschnittliche Blutzuckerspiegel (HbA1c) in allen Stadien der Schwangerschaft höher. Beim Typ-2-Diabetes hatte dagegen der HbA1c-Wert in der Zeit vor der Geburt den größten Einfluss. Frauen mit Typ-2-Diabetes sollten deshalb bei einem Kinderwunsch schon vor der Schwangerschaft auf eine gute Blutzuckereinstellung achten, rät Lindsay.
Eine weitere Maßnahme, die das Risiko senken könnte, wäre eine Reduktionsdiät. Die meisten Frauen mit einem Typ-2-Diabetes sind übergewichtig oder fettleibig. Schon bei den Frauen, die ein lebendes Kind bekamen, war der BMI mit 33,9 zu hoch. Bei Frauen, die eine Totgeburt erleben mussten, lag der BMI bei 38,2 und damit viel zu hoch.
Unklar ist, ob eine frühzeitig eingeleitete Geburt Totgeburten verhindern könnte. Die Studie zeigt jedoch, dass ein Drittel aller Totgeburten zum errechneten Geburtstermin auftraten. Die möglichen Vorteile einer frühzeitigen Entbindung, die in der Regel per Kaiserschnitt erfolgt, muss nach Ansicht von Lindsay gegen die Risiken abgewogen werden, die sich aus einer Unreife des Kindes einschließlich einem Atemnotsyndrom ergeben.
Interessanterweise hatten 81 Prozent der Totgeburten bei Frauen mit Typ-2-Diabetes ein männliches Geschlecht. Bei den Frauen mit Typ-1-Diabetes betrug der Anteil nur 54,1 Prozent. Bei Jungen könnte deshalb die Entscheidung für eine Sectio caesarea leichter fallen. © rme/aerzteblatt.de
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