Medizin
Vitamin A-reiche Ernährung könnte vor Hautkrebs schützen
Freitag, 2. August 2019
Providence –Menschen, deren Ernährung einen hohen Vitamin A-Gehalt aufweist, erkranken seltener an Spinaliomen, dem nach dem Basaliom zweithäufigsten Hautkrebs. Dies zeigen die Ergebnisse aus zwei prospektiven Beobachtungsstudien in JAMA Dermatology (2019; doi: 10.1001/jamadermatol.2019.1937).
Vitamin A ist als Retinol in tierischen Nahrungsmitteln (vor allem Leber, Butter, Eier) und als Carotinoide in Pflanzen (neben Karotten auch Kürbis, Spinat und Kohl) enthalten. Vitamin A gehört zu den Retinoiden, die nicht nur im Auge als Photonenfänger benötigt werden. Es hat auch elementare Funktionen für die Proliferation und Differenzierung von Zellen. Besonders hoch ist der Bedarf in Zellen, die infolge einer ständigen UV-Bestrahlung einem erhöhten Stress ausgesetzt sind. Einige Retinoide werden erfolgreich bei der Behandlung von Hauterkrankungen eingesetzt, so Isotretinoin bei der Akne und Acitretin bei der Psoriasis. Acitretin hat in Studien das Hautkrebsrisiko von Nierentransplantierten gesenkt (die aufgrund der Einnahme von Immunsuppressiva ein erhöhtes Risiko haben).
Synthetische Retinoide wie Acitretin sind jedoch nicht ohne Nebenwirkungen. Ein Team um Eunyoung Cho von der Brown Universität in Providence/Rhode Island ist deshalb der Frage nachgegangen, ob die natürlicherweise in der Nahrung enthaltenen Retinoide ebenfalls vor Hautkrebs schützen. Dazu wurden die Daten aus zwei prospektiven Beobachtungsstudien ausgewertet.
In der Nurses Health Study hatten 75.170 Frauen europäischer Herkunft Fragebögen zu ihren Ernährungsgewohnheiten ausgefüllt, von denen in 26 Jahren 2.222 an einem Spinaliom erkrankten. Unter 48.400 Männern der Health Professionals Follow-Up Study kam es in 28 Jahren zu 1.756 „weißen“ Hautkrebsen.
Die Forscher berechneten aus den Angaben zum Verzehr von 130 verschiedenen Nahrungsmitteln die tägliche Vitamin A-Zufuhr und ordneten die Teilnehmer fünf gleich großen Gruppen zu. Im Vergleich zum Fünftel (Quintel) mit der geringsten Zufuhr erkrankten die Teilnehmer in den anderen Gruppen mit zunehmender Vitamin A-Zufuhr zu 3 bis 17 Prozent (2. bis 5. Quintel) seltener an einem Spinaliom. Die Hazard Ratio (HR) für das 5. Quintel von 0,83 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,75 bis 0,93 statistisch signifikant.
Die beste Schutzwirkung könnten die Retinole tierischer Nahrungsmittel (HR 0,88; 0,79 bis 0,97) haben, gefolgt von den Beta-Cryptoxanthinen (HR 0,86; 0,76 bis 0,96), Lycopin (HR 0,87; 0,78 bis 0,96) und Lutein und Zeaxanthin (HR 0,89; 0,81 bis 0,99). Beta-Cryptoxanthine kommen vor allem in Orangen, aber auch in einer Reihe anderer Obst- und Gemüsesorten vor. Den größten Lycopingehalt haben Tomaten. Lutein ist in dunklen Blattgemüsen vorhanden. Zeaxanthin verleiht Maiskörnern die gelbe Farbe. Der Verzehr von Beta-Carotin, das als Nahrungsergänzungsmittel vor Jahren zur Sekundärprävention von Lungenkrebs bei Rauchern gescheitert ist – es kam in randomisierten Studien zu einem Anstieg der Krebszahlen – war in der aktuellen Analyse übrigens nicht mit einem verminderten Hautkrebsrisiko verbunden.
Natürlich kann die Studie eine protektive Wirkung nicht belegen. Aufgrund der Wirkung der synthetischen Retinoide (Acitretin) erscheint ein Hautkrebsschutz durch die Ernährung jedoch plausibel. Dies schließt übrigens auch die Möglichkeit ein, dass Retinoide in der Nahrung ebenfalls Nebenwirkungen haben. © rme/aerzteblatt.de
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Nebenkommentar: Nach meinem Kenntnisstand wird heutzutage in der Dermatologie lieber vom Basalzellkrebs als vom Basaliom gesprochen.
Dr. Udo Hennighausen, Ophthalmologe in Heide/ Holstein

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