Vermischtes
High-Tech-Tattoos könnten als Gesundheitsmarker dienen
Montag, 5. August 2019
München – Tätowierungen könnten künftig auch diagnostisch interessant werden. Das berichten Wissenschaftler um Ali Yetisen der Technischen Universität München im Fachmagazin Angewandte Chemie (doi 10.1002/ange.201904416). Beim Tätowieren gelangt die Tätowierfarbe bekanntlich direkt in die Dermis, die Lederhaut. Sie ist etwa einen Millimeter dick und enthält unter anderem Nerven, Blutgefäße und Haarfollikel.
Die Wissenschaftler injizierten bei ihren Tests anstelle von Tattoofarbe eine Lösung aus chemischen Sensoren in eine Modellhaut. Auf den tätowierten Hautbereichen war bei Veränderungen des pH-Werts oder der Konzentration von verschiedenen Markern ein Farbumschlag zu sehen. Der erste Sensor war eine Kombination aus den pH-Indikatoren Methylrot, Bromthymolblau und Phenolphthalein. Er reagierte auf einen pH-Wert-Anstieg mit einer Farbveränderung von gelb nach blau.
Die beiden anderen Sensoren zeigten die Glucose- beziehungsweise die Albuminkonzentration an. Den Glucosesensor stellten die Autoren aus den Enzymen Glucoseoxidase und Peroxidase zusammen. Eine hohe Glucosekonzentration führte zu einer verstärkten enzymatischen Oxidation mit struktureller Veränderung eines organischen Pigments. Dessen Farbe schlug von Gelb nach Dunkelgrün um. Der Albumin-Sensor zeigte die Assoziation eines Farbstoffs mit Albumin an durch Farbveränderung von gelb nach grün an.
Eine von den Forschern entwickelte Smartphone-App verwandelte die mit der Kamera aufgenommenen Farbausschläge in Zahlenwerte. Nach Aussage der Autoren könnten solche „Sensortattoos“ künftig eine permanente Überwachung von Patienten ermöglichen, und das mit einer einfachen und kostengünstigen Technik.
Es sei unter anderem denkbar, die Technik auf die Messung von Elektrolyten, Krankheitskeimen oder den Dehydrierungszustand von Patienten ausweiten. Vor der klinischen Anwendung seien dazu aber noch viele Studien nötig. © hil/aerzteblatt.de

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