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Medizin

Bluttest kann Morbus Alzheimer vor Ausbruch der Erkrankung erkennen

Montag, 5. August 2019

/Juan Gärtner, stockadobecom

St.Louis – Ein von US-Forschern entwickelter Labortest, der zwei Beta-Amyloide im Blut nachweist, hat in einer Studie in Neurology (2019; doi: 10.1212/WNL.0000000000008081) die Ergebnisse einer Positronen-Emissions-Tomografie (PET) zu 94 Prozent vorhergesagt, wenn er mit zwei weiteren Merkmalen kombiniert wurde.

Die Ablagerungen der Beta-Amyloide, die neben den Tau-Fibrillen das wesentliche histologische Merkmal des Morbus Alzheimer sind, können seit einigen Jahren mit PET-Tracern sichtbar gemacht werden. Eine Frühdiagnose ist auch durch den Nachweis von Beta-Amyloiden im Liquor möglich. Beide Untersuchungen sind für die Forschung von Interesse, die nach wirksamen Mitteln gegen die Demenzen sucht. Für klinische Studien werden Teilnehmer benötigt, die bereits Ablagerungen im Gehirn haben, aber noch nicht an einer Demenz erkrankt sind. Die PET ist für das Screening zu teuer und die Liquorpunktion zu invasiv.

Für die Forschung könnte deshalb ein Bluttest interessant sein, den ein Team um Randall Bateman von der Washington University School of Medicine in St. Louis/Missouri an 158 Patienten untersucht hat. Alle Studienteilnehmer waren über 50 Jahre alt und bis auf zehn waren alle kognitiv unauffällig. Bei allen Teilnehmern war in den letzten 18 Monaten eine PET mit einem Amyloid-Tracer durchgeführt worden und alle hatten mindestens eine Blutprobe abgegeben.

Der von den Forschern entwickelte Bluttest kombiniert eine Flüssigchromatografie mit einer Massenspektrometrie. Er ist in der Lage, Beta-Amyloide in sehr geringer Konzentration nachzuweisen. Die Forscher verglichen die Laborwerte mit den Ergebnissen der PET-Untersuchungen. Die beste Übereinstimmung erzielte ein Quotient aus den Serum­konzentrationen von Abeta42 zu Abeta40. In der ROC-Analyse („receiver operating characteristic“), die Sensitivität und Spezifität kombiniert, wurde ein AUC-Wert („Area under the curve“) von 0,88 (95-Prozent-Konfidenzintervall 0,82 bis 0,93) erreicht. Der AUC kann Werte von 0,5 (Zufall) bis 1,0 (sichere Diagnose) annehmen.

Der AUC-Wert stieg auf 0,94 (0,90 bis 0,97), wenn neben dem Quotienten auch das Alter des Patienten und der genetische Status des Apolipoproteins E (APOE) berücksichtigt wurde. Damit kommt der Test als Alternative zum PET-Screening infrage.

Bei einigen Teilnehmern mit einem positiven Bluttest waren im PET zunächst keine Amyloide erkennbar. Diese Testergebnisse wurden deshalb als falsch-positiv eingestuft. In späteren PET-Untersuchungen wurden dann doch Amyloide in Gehirn oder Liquor erkennbar. Der Bluttest könnte deshalb die Erkrankungen noch früher diagnostizieren als PET oder Liquoranalyse.

Die meisten Neurologen sind sich einig, dass die Behandlung des Morbus Alzheimer beginnen muss, bevor kognitive Störungen auftreten. Es wurde bisher aber kein Medikament gefunden, dass die Ablagerungen wieder beseitigt und die Entwicklung einer Demenz verlangsamt oder sogar verhindert. Solange eine solche Behandlung nicht existiert, ist der Bluttest für die klinische Medizin nicht relevant. Er könnte jedoch die Suche nach einer effektiven Behandlung erleichtern. © rme/aerzteblatt.de

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