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Medizin

Entzündliche Darmerkrankungen erhöhen psychiatrische Morbidität von Kindern

Dienstag, 20. August 2019

/unlimit3d, stockadobecom

Stockholm – Entzündliche Darmerkrankungen belasten die Psyche. Nachdem frühere Untersuchungen bereits auf ein erhöhtes Risiko von psychiatrischen Erkrankungen bei Erwachsenen hingewiesen hatten, zeigt jetzt eine bevölkerungsbasierte Untersuchung in JAMA Pediatrics (2019; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2019.2662), dass auch Kinder mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa eine erhöhte psychiatrische Morbidität haben.

Die Epidemiologin Agnieszka Butwicka vom Karolinska Institut in Stockholm hat die Daten von 6.464 Kindern der Geburtsjahrgänge 1973 bis 2013 ausgewertet, bei denen vor dem 18. Geburtstag eine entzündliche Darmerkrankung diagnostiziert worden war. Da in Schweden alle Einwohner eine eindeutige Identifikationsnummer haben, konnte But­wicka leicht ermitteln, dass 1.117 der Patienten in den ersten neun Jahren nach der Diag­nose irgendwann auch wegen einer psychiatrischen Erkrankung in Behandlung waren.

Die Inzidenzrate von 17,1 pro 1.000 Personenjahre war höher als bei gesunden schwedi­schen Kindern, wo die Inzidenzrate 11,2 pro 1.000 Personenjahre betrug. Dies ergibt eine Hazard Ratio (HR) von 1,6, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,5 bis 1,7 hoch signifikant war. Kinder mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa hatten demnach ein um 60 Prozent erhöhtes Risiko auf eine von Ärzten diagnostizierte psychische Erkran­kung.

Die chronisch darmkranken Kinder unternahmen häufiger Suizidversuche (HR 1,4; 1,2-1,7), sie litten häufiger unter Stimmungsstörungen (HR 1,6; 1,4-1,7), Angststörungen (HR 1,9; 1,7-2,0), Essstörungen (HR 1,6; 1,3-2,0) oder Persönlichkeitsstörungen (HR 1,4; 1,1-1,8). Auch die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (HR 1,2; 1,1-1,4) oder Autismus-Spektrum-Störungen (HR 1,4; 1,1-1,7) wurden bei Kindern mit entzündlichen Darmerkran­kungen häufiger diagnostiziert.

Ein Vergleich mit den Geschwistern, der viele mögliche Verzerrungen durch sozioökono­mische Herkunft, Lebensstil und Vererbung ausschließt, bestätigte die Ergebnisse. Dass die chronische Erkrankung, die mit starken Schmerzen, häufigen Arztbesuchen, der dau­er­haften Einnahme von Medikamenten und Einschränkungen in der Lebensqualität einher­geht, die Kinder stresst, ist leicht nachvollziehbar.

Die psychiatrische Morbidität war im ersten Jahr nach der Diagnose am höchsten und nahm danach langsam ab. Erst nach fünf Jahren war kein signifikant erhöhtes Risiko mehr nachweisbar. Ärzte sollten ein Auge für die Not der Kinder haben und ihnen in den ersten Jahren rechtzeitig psychiatrische Behandlungen anbieten, rät Butwicka. © rme/aerzteblatt.de

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