Politik
Deutsche wünschen sich mehr Unterstützung bei der Rauchentwöhnung
Donnerstag, 29. August 2019
Düsseldorf – Eine Mehrheit der Deutschen befürwortet, dass die Krankenkassen Kosten für Therapien zur Tabakentwöhnung übernehmen. Das berichten Wissenschaftler um Daniel Kotz, Sabrina Kastaun und Melanie Böckmann von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf in der Fachzeitschrift BMJ Open (doi 10.1136/bmjopen-2018-026245).
Die Forscher haben zusammen mit Forschern vom University College London 2.087 Menschen in Deutschland ab 14 Jahre befragt, Raucher und Nichtraucher. Die Befragung erfolgte im Rahmen der DEBRA-Studie. Diese ist eine repräsentative, fortlaufende, computergestützte, persönlich-mündliche Haushaltsbefragung, die zweimonatlich soziodemographische Daten sowie Tabak- und E-Zigarettenkonsum von jeweils rund 2.000 Personen im Alter von 14 Jahren oder älter erhebt.
Die Zustimmung dazu, Anti-Rauch-Therapien zu bezahlen, liegen laut der Studie zwischen 50 und 68 Prozent. Die Bandbreite ergibt sich unter anderem aus der Zielgruppe der anvisierten Therapie: Zum Beispiel ist Zustimmung dazu, Raucherentwöhnungstherapien für Raucher mit körperlichen Störungen zu übernehmen höher, als für Raucher mit psychischen Problemen.
zum Thema
Deutsches Ärzteblatt print
aerzteblatt.de
Laut den Wissenschaftlern versuchen mehr als 80 Prozent der Raucher in Deutschland auf eigene Faust, das Rauchen aufzugeben. Allerdings schafften nur drei bis fünf Prozent den anhaltenden Ausstieg, so die Wissenschaftler. In Deutschland erhielten nur vier Prozent der Raucher beim Arzt eine Kurzberatung zur Tabakentwöhnung und ein Therapieangebot, berichten sie.
Die Wissenschaftler kritisieren, dass die medikamentöse Unterstützung der Tabakentwöhnung in Deutschland von der Erstattung ausgenommen ist. Solche Medikamente zählten zu den ausgeschlossenen Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln, bei deren Anwendung nur eine Erhöhung der Lebensqualität im Vordergrund stehe, so das Gesetz. „Die Daten der DEBRA-Studie zeigen, dass dieser Paragraf im SGB aus suchtmedizinischer Sicht unbedingt abgeschafft werden sollte“, so die Forscher.
Die regelmäßig erfolgenden Befragungen im Rahmen der DEBRA-Studie werden vom Bundesministerium für Gesundheit unterstützt. Eine bestimmte Absicht hinsichtlich der Erstattung von Anti-Rauch-Therapien ist damit aber nicht verbunden erklärte das Ministerium dem Deutschen Ärzteblatt auf Nachfrage. © hil/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema


Leserkommentare
Um Artikel, Nachrichten oder Blogs kommentieren zu können, müssen Sie registriert sein. Sind sie bereits für den Newsletter oder den Stellenmarkt registriert, können Sie sich hier direkt anmelden.