Medizin
Nichtinvasive Messverfahren geben zelluläre Vorgänge im Gehirn gut wieder
Mittwoch, 4. September 2019
Tübingen – Die nichtinvasiven Verfahren Elektroenzephalografie (EEG) und Magnetoenzephalographie (MEG), bei denen die Hirntätigkeit an der Kopfoberfläche gemessen wird, erfassen bei der Verarbeitung eines Sehreizes sehr ähnliche Informationen wie eine invasive Elektrophysiologie, bei der Mikroelektroden die Aktivität einzelner bis tausender Nervenzellen direkt im Gewebe aufnehmen.
Das berichten Wissenschaftler um Markus Siegel vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung und der Universität Tübingen gemeinsam mit Forschern des Massachusetts Institute of Technology im Fachmagazin eLife (doi 10.7554/eLife.45645).
Ziel der Forscher war, die außerhalb des Kopfs gemessenen elektrischen und magnetischen Felder mit der konkreten Nervenzellaktivität in Verbindung zu bringen. Dafür entwickelten sie ein Experiment, bei dem verschiedenfarbige Punktmuster auf einem Bildschirm gezeigt wurden, die sich in unterschiedlichen Richtungen bewegten.
Zunächst untersuchten die Wissenschaftler die Hirnaktivität menschlicher Versuchspersonen beim Betrachten dieser Muster. Dafür verwendeten sie das MEG. Parallel dazu entwickelten sie ein spezielles EEG, mit dem sie die vergleichbare Hirnaktivität während der Aufgabe an Rhesusaffen messen konnten. In einem dritten Schritt führten sie mit den Tieren das Sehexperiment durch, während sie dabei die Nervenzellaktivität mittels Mikroelektroden maßen.
Es zeigte sich, dass die gemessenen Signale bei allen drei Verfahren Informationen über Farbe und Bewegungsrichtung der Punktmuster enthielten. Darüber hinaus identifizierten die Wissenschaftler spezifische Muster im MEG und EEG, die sie in Bezug zu den Eigenschaften einzelner Nervenzellen in bestimmten Hirnarealen setzen konnten.
Dies helfe, nichtinvasive Messverfahren in engen Bezug zu den unterliegenden zellulären Mechanismen zu setzen. „Dieser Brückenschlag trägt nicht nur zu einem besseren Verständnis der Funktionsweise des menschlichen Gehirns bei, sondern kann langfristig auch eine genauere Interpretation von EEG- und MEG-Messungen im klinischen Kontext ermöglichen“, hieß es aus der Arbeitsgruppe. „Im weiteren Sinne kann nun auch die Forschung an menschlichen Probanden besser mit Untersuchungen an Versuchstieren verglichen werden“, betonte Siegel. © hil/aerzteblatt.de

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