Medizin
Imprägnierte Katheter vermeiden Infektionen nach Shunt-Operation bei Hydrocephalus
Dienstag, 17. September 2019
Liverpool – Ein mit 2 Antibiotika imprägnierter Shunt hat in einer randomisierten Vergleichsstudie das Infektionsrisiko nach einer Hydrocephalus-Operation deutlich gesenkt. Die Gesamtzahl der Revisionen konnte nach den im Lancet (2019; doi: 10.1016/S0140-6736(19)31603-4) publizierten Ergebnissen jedoch nicht gesenkt werden.
Ein Hydrocephalus ist der häufigste Anlass für eine neurochirurgische Operation. Die Erweiterung der Liquorräume ist entweder angeboren – etwa 1 von 500 Kindern ist betroffen – oder sie wird durch Blutungen, Traumata, Infektionen oder Tumore ausgelöst. Die Behandlung besteht in der Regel in der Anlage eines Shunts, der den Liquor in die Bauchhöhle leitet, wo er wie andere Flüssigkeiten resorbiert wird.
Leider sind die Operationen häufig nicht auf Dauer erfolgreich. Viele Shunts müssen nach einiger Zeit ausgetauscht werden. Ein häufiger Grund sind Infektionen. Sie sind mit längeren Behandlungszeiten und erheblichen Kosten verbunden.
Britische Forscher haben einen mit Antibiotika (0,15 % Clindamycin und 0,054 % Rifampicin) imprägnierten Shunt entwickelt. In der BASICS-Studie („British Antibiotic and Silver Impregnated Catheters for ventriculoperitoneal Shunts“) wurde der Shunt mit einem mit Silber imprägnierten und einem nichtimprägnierten Shunt verglichen.
An der Studie, die das National Institute for Health Research finanziert hat, nahmen an 21 Zentren über 7 Jahre (2012 bis 2019) 1.609 Patienten teil, ein Drittel von ihnen Kinder. Die BASICS-Studie war die bisher weltweit größte prospektive randomisierte Studie zur Shunt-Implantation bei Patienten mit Hydrozephalus. Die Kosten der Studie betrugen 2,3 Millionen Pfund (2,6 Millionen Euro).
Der primäre Endpunkt war ein Shunt-Versagen aufgrund einer Infektion. Dieses Ereignis trat in den ersten 22 Monaten nach der Implantation in der Standard-Shunt-Gruppe bei 32 von 533 (6 %) auswertbaren Patienten auf gegenüber nur 12 von 535 auswertbaren Patienten in der Antibiotika-Shunt-Gruppe (2 %).
Conor Mallucci vom Alder Hey Children’s Hospital in Liverpool und Mitarbeiter ermitteln eine ursachenspezifische Hazard Ratio von 0,38, die mit einem 97,5-%-Konfidenzintervall von 0,18 bis 0,80 signifikant war. Der mit Antibiotika imprägnierte Shunt war damit in der Lage, die Patienten vor einer Infektion zu schützen.
zum Thema
- Studie in Lancet
- Pressemitteilung der Universität Liverpool
- Registrierung der Studie
- Homepage der Studie
aerzteblatt.de
Mit dem silberimprägnierten Shunt gelang es nicht, das Infektionsrisiko zu senken. In dieser Gruppe musste der Shunt bei 31 von 526 Patienten (6 %) wegen einer Infektion entfernt werden. Die ursachenspezifische Hazard Ratio betrug 0,99 (0,56 bis 1,74).
Gegen den silberimprägnierten Shunt spricht, dass das Komplikationsrisiko (36 %) höher war als mit dem Standard-Shunt (25 %) und dem Antibiotika-Shunt (23 %).
Das niedrigere Infektionsrisiko verhinderte jedoch nicht, dass am Ende jeder 4. antibiotikaimprägnierte Shunt (25 %) innerhalb von median 22 Monaten ausgetauscht werden musste. Dies wurde auch bei dem silberimprägnierten Shunt (26 %) und dem Standard-Shunt (24 %) notwendig. Dass sich hier kein Vorteil zeigte, liegt an der vermutlich aus anderen Gründen begrenzten Haltbarkeit der Shunts.
Dennoch erspart die Vermeidung einer Infektion dem Patienten eine Menge Leid und den Versicherern Geld. Die durchschnittlichen Gesamtkosten für die Dauer des Untersuchungszeitraums (24 Monate) betrugen 18.707 Pfund für Standard-Shunts, 14.192 Pfund für Antibiotika-Shunts und 13.888 Pfund für den Silber-Shunt. © rme/aerzteblatt.de
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