Vermischtes
Homeoffice kann psychische Belastung erhöhen
Dienstag, 17. September 2019
Berlin – Arbeit im Homeoffice birgt neben einer hohen Flexibilität scheinbar auch eine Reihe von Nachteilen. Nach einer heute vorgestellten AOK-Befragung fühlten sich 73,4 Prozent derjenigen, die häufig im Homeoffice arbeiten, in den vergangenen zwölf Monaten erschöpft. Bei denjenigen, die ausschließlich im Büro tätig sind, waren es 66 Prozent.
Wie der AOK-Bundesverband weiter mitteilte, klagten im Homeoffice auch mehr Beschäftigte über Wut und Verärgerung (69,8 Prozent gegenüber 58,6 Prozent), bei Nervosität und Reizbarkeit waren es 67,5 Prozent im Vergleich zu 52,7 Prozent. Befragt wurden 2.000 Beschäftigte zwischen 16 und 65 Jahren.
Deutliche Unterschiede gab es der Befragung zufolge auch bei der Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit. So gaben für den Zeitraum der zurückliegenden vier Wochen 18,8 Prozent der Homeoffice-Arbeitenden an, dass sie damit Probleme gehabt hätten, aber nur 8,8 Prozent derjenigen, die nur im Betrieb arbeiten. Außerdem fällt es demnach schwerer, nach Feierabend abzuschalten (38,3 Prozent gegenüber 24,9 Prozent).
„Im Homeoffice verschwimmt die Grenze zwischen Job und Privatleben stärker“, erklärte Helmut Schröder vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WidO). Damit wachse das Risiko, dass Erholungsphasen schrumpften.
Trotz der höheren psychischen Belastung haben Beschäftigte, die häufig im Homeoffice arbeiten, allerdings geringere Fehlzeiten (7,7 Tage), als solche, die nur am Unternehmenssitz tätig sind (11,9 Tage). Ein Grund dafür sei möglicherweise, dass sich Arbeitszeiten im Homeoffice „passgenauer einteilen“ ließen. Letztlich hänge es wesentlich von der konkreten Arbeit und den digitalen Kompetenzen ab, ob sich Vor- oder Nachteile für die Gesundheit ergeben.
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Auf der Grundlage der Daten von 13,9 Millionen AOK-Versicherten ergab sich 2018 ein Krankenstand von 5,5 Prozent, das war ein Plus von 0,2 Punkten. Der Krankenstand ist der Anteil der im gesamten Jahr angefallenen Arbeitsunfähigkeitstage am Kalenderjahr. Demnach fehlte jeder AOK-versicherte Beschäftigte im Durchschnitt 19,9 Tage, im Jahr 2017 waren es 19,4 Tage gewesen. Erneut stieg dabei die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen - zwischen 2009 und 2018 betrug das Plus 64,2 Prozent.
Die Linken-Abgeordnete Jutta Krellmann forderte ein „Recht auf Abschalten“. Sie warnte, es könne krank machen, wenn „Arbeit und Privatleben verschwimmen“. Sie bemängelte vor allem die oftmals ständige Erreichbarkeit von Beschäftigten. Häufig gebe es dafür „keinen vernünftigen Grund“. Arbeitgeber seien verpflichtet, die geltenden Schutzgesetze einzuhalten, erklärte die Linken-Politikerin. Allerdings werde nur in jedem fünften Betrieb eine Gefährdungsbeurteilung gemacht. Außerdem finde im Schnitt nur noch alle 20 Jahre eine Arbeitsschutzkontrolle statt, bemängelte Krellmann. Das müsse sich ändern.
Auch die Grünen mahnten klare Regeln zum Schutz der Beschäftigten vor psychischen Belastungen an. „Homeoffice braucht klare Regeln zum Schutz der Beschäftigten vor psychischen Belastungen. Dabei gilt der Arbeitsschutz auch bei mobilem Arbeiten“, sagten Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für Arbeitnehmerrechte und aktive Arbeitsmarktpolitik und Maria Klein-Schmeink, Sprecherin für Gesundheitspolitik. Arbeitsbedingungen müssten so gestaltet sein, dass sie der Gesundheit nicht schaden. © afp/aerzteblatt.de

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