Politik
Kein Beleg für Nutzen eines allgemeinen Osteoporosescreenings
Dienstag, 17. September 2019
Köln – Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat erstmals eine Gesundheitstechnologie für das European Network for Health Technology Assessment (EUnetHTA) bewertet. Dabei geht es um den Nutzen eines Screenings auf Osteoporose in der Allgemeinbevölkerung.
Ziel des EUnetHTA ist, grenzüberschreitend die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit der europäischen HTA-Agenturen zu fördern, also der Institutionen, die Gesundheitstechnologien bewerten (HTA = Health Technology Assessment).
„HTA-Berichte aus anderen europäischen Ländern oder auch gemeinsam von einzelnen HTA-Agenturen erstellte Bewertungen können gegebenenfalls auch in anderen Ländern als Grundlage für Erstattungsentscheidungen verwendet werden. Die EU-Kommission strebt an, hierfür bald gesetzliche Grundlagen zu schaffen“, hieß es aus dem IQWiG. Denn nicht zu jeder diagnostischen oder therapeutischen Intervention müsse in jedem Land ein eigener HTA-Bericht erstellt werden.
Die EUnetHTA-Aktivitäten und der Bericht zum Osteoporosescreening wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts der EU-Kommission finanziert. Er wird vom G-BA nicht als gleichwertig zu einem IQWiG-Bericht angesehen und verwendet. Das teilte das Institut dem Deutschen Ärzteblatt auf Nachfrage mit. Es sei in der Zukunft aber denkbar, dass mehrere HTA-Agenturen gemeinsam einen Bericht erstellten, der auf Ebene der Nationalstaaten ergänzt und an die lokalen Bewertungsmaßstäbe angepasst werden kann, hieß es.
Studienlage schlecht
In dem jetzt vorliegenden Bericht melden die Wissenschaftler, dass die Studienlage zu der vorliegenden Fragestellung zu schlecht ist. „Es wurden keine Studien zum Osteoporosescreening bei Männern oder jüngeren Frauen gefunden“, heißt es in der Zusammenfassung.
Die Studien zum Screening auf Osteoporose bei älteren Frauen zeigten zudem, dass ein allgemeines Screening „wahrscheinlich wenig oder gar keinen Nutzen hat, da Studien mittlerer Qualität keinen konsistenten Effekt des Screenings auf die Frakturrate zeigen“, so das Fazit des Berichtes.
Co-Autoren des EUnetHTA-Berichts waren Wissenschaftler des Schweizer Netzwerks für HTA. Experten aus Barcelona (Spanien), Wien (Österreich) und Bukarest (Rumänien) haben den Bericht vorab begutachtet.
„Die Zusammenarbeit mit den europäischen Kollegen bei der Berichterstellung hat gut funktioniert“, verkündete Stefan Sauerland, Leiter des IQWiG-Ressorts Nichtmedikamentöse Verfahren und Mitautor des HTA-Berichts. Dennoch sei die europäische Zusammenarbeit nicht unproblematisch – wichtig sei, dass alle Beteiligten gleiche wissenschaftliche Bewertungsmaßstäbe anlegten.
Innerhalb Europas gebe es aber weiterhin große Unterschiede, wann, wie und durch wen Nutzenbewertungen erstellt würden. „Die Pläne der EU-Kommission für europaweit einheitliche und national verbindliche HTA-Arbeit sieht das IQWiG daher unverändert skeptisch. Dies gilt vor allem für den Arzneimittelbereich“, hieß es aus dem Institut. © hil/aerzteblatt.de

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