Ausland
US-Sanktionen gegen den Iran treffen auch die Forschung
Montag, 23. September 2019
Rotterdam/Teheran – Die von den USA gegen den Iran verhängten politischen Sanktionen schränken den weltweiten wissenschaftlichen Fortschritt ein. Das behauptet ein Team von Wissenschaftlern aus den Niederlanden, den USA und dem Iran im Fachmagazin BMJ Global Health (doi 10.1136/bmjgh-2019-001692).
Internationale Forschungskooperationen haben laut den Autoren in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen, wobei die Zahl der international mitverfassten Arbeiten von 13,2% im Jahr 2000 auf 19,2% im Jahr 2013 gestiegen sei. Solche Kooperationen kämen der Gesellschaft zugute, bereicherten das wissenschaftliche Leben und erleichterten die Vernetzung, so die Autoren der Stellungnahme.
Laut den Autoren rangiert der Iran bei der Zahl der Absolventen naturwissenschaftlicher und ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge im Ländervergleich an 3. Stelle und an 32. Stelle bei wissenschaftlichen und technischen Publikationen. Die Sanktionen hätten neben wirtschaftlichen Auswirkungen aber erhebliche Konsequenzen für die Forschung und für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen.
Iranischen Wissenschaftlern sei die Möglichkeit verwehrt, ihre Ergebnisse zu veröffentlichen, an internationalen Treffen teilzunehmen und auf wichtige Materialien und Informationen zuzugreifen. Ein Grund dafür sei, dass die Blockade des Devisenhandels die Zahlung von Gebühren für die Veröffentlichung von Open-Access-Artikeln, die Registrierung auf Konferenzen und die Mitgliedschaft in Berufsverbänden verhindere.
Dies habe viele hochkarätige Zeitschriften und Verlage veranlasst, sich zu weigern, Forschungsarbeiten aus dem Iran zu bearbeiten. Dies wiederum behindere die akademische Karriereentwicklung, so die Autoren.
„Wenn iranische Wissenschaftler an der Veröffentlichung gehindert werden und gezwungen sind, in weniger bedeutenden Zeitschriften zu veröffentlichen, und wenn sie daran gehindert werden, auf internationalen Treffen zu präsentieren, verzögert oder verhindert dies berufliche Weiterentwicklung“, schreiben sie.
Die Sanktionen haben laut der Stellungnahme auch erhebliche Auswirkungen auf klinische Studien, die zum Teil gestoppt oder ausgesetzt worden seien. Akademische Boykotte seien aber keine erfolgreichen Instrumente zur Erreichung politischer Ziele, heißt es aus der Arbeitsgruppe.
Sie beeinträchtigten jedoch die Gesundheitsversorgung der Schwachen und Benachteiligten. „Ein freier Gedankenaustausch, unabhängig vom Glauben, ist notwendig, um den globalen wissenschaftlichen Fortschritt zu optimieren“, plädieren die Autoren in ihrer Stellungnahme. © hil/aerzteblatt.de

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