Ärzteschaft
KV Brandenburg gegen Spahns Reformpläne für die Notfallversorgung
Montag, 23. September 2019
Potsdam – Scharfe Kritik an den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zur Reform der Notfallversorgung kommt aus Brandenburg: Die geplante Reform sei „eine Gefahr für die im Land Brandenburg erfolgreich etablierten Strukturen der Akut- und Notfallversorgung“, kritisierte die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in dem Bundesland.
Die Delegierten der VV betonen in einer Resolution, die zentralen Eckpunkte des Diskussionsentwurfes wie die Integrierten Notfallzentren (INZ) oder die gemeinsamen Notfallleitstellen seien „nicht notwendig“. „Denn durch gelebte Kooperationen mit Krankenhäusern und Leitstellen in der Akut-und Notfallversorgung und durch Koordinierung der medizinischen Versorgung über die 116117 gemäß Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) erfolgt bereits eine nachhaltige Verbesserung der Versorgung unserer Patienten“, so die KV-Delegierten.
Die nach dem Entwurf beabsichtigte Übertragung des Sicherstellungsauftrages zur Versorgung der Patienten außerhalb der Sprechstundenzeiten auf die Länder konterkariere zudem die bereits erfolgreich umgesetzten oder laufenden Maßnahmen zur Neustrukturierung des ärztlichen Notdienstes.
Keine unnötigen neuen Modelle
In Brandenburg versorgen im Augenblick der KV zufolge zwölf ärztliche Bereitschaftspraxen zusammen mit Krankenhäusern die Akut- und Notfallpatienten außerhalb der Sprechstundenzeiten. Im kommenden Jahr sollen die flächendeckende Versorgung mit 19 Standorten erreicht sein.
Außerdem habe Brandenburg in drei von fünf Leitstellen für den Rettungsdienst die Kooperation der Koordinierungsstelle für den unter der Nummer 116117 zu erreichenden Notdienst bereits umgesetzt. „Wir fordern daher die Politik auf, unseren erfolgreich eingeschlagenen, bedarfsgerechten und sinnvollen Weg zu unterstützen und nicht auf dem Reißbrett unnötig neue Modelle zu entwerfen“, so die KV-Delegierten.
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Auch die KV Nordrhein hatte sich in der vergangenen Woche gegen die Pläne der Bundesregierung gestellt, den Sicherstellungsauftrag für den Not- und Bereitschaftsdienst möglicherweise auf die Bundesländer zu übertragen.
Der KV-Vorsitzende des Landesteils, Frank Bergmann, sieht die Notfallversorgung in Nordrhein-Westfalen (NRW) „auf dem richtigen Weg“. „Viele der Ziele, die mit dem geplanten neuen Gesetz zur Notfallversorgung verfolgt werden, haben wir in NRW mit dem System der Portalpraxen, mit unserer Arztrufzentrale und ihrer Verknüpfung mit der Leitstelle des Kölner Rettungsdienstes bereits umgesetzt“, betonte der KV-Vorsitzende.
Zuvor hatten auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Bundesärztekammer die Pläne des Ministeriums zur Sicherstellung der Notfallversorgung deutlich kritisiert und Änderungen angemahnt. © hil/aerzteblatt.de

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