Medizin
Nichtkodierende RNA triggert variable Infektionsverläufe mit Epstein-Barr-Viren
Freitag, 27. September 2019
Heidelberg – Die Infektion mit Epstein-Barr-Viren (EBV) bleibt meist folgenlos. Bei einigen Menschen löst sie aber eine infektiöse Mononukleose aus, das Pfeiffersche Drüsenfieber, oder sogar verschiedene Krebsarten. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) fanden nun die Ursache dafür, dass verschiedene Virusvarianten sehr variable Infektionsverläufe verursachen. Ihre Arbeit ist in Nature Microbiology erschienen (2019; doi:10.1038/s41564-019-0546-y).
Mehr als 90 % aller Menschen weltweit infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit EBV. Die Infektion bleibt meist unbemerkt, kann aber auch Krankheiten auslösen – mit regionalen Unterschieden: Vorwiegend in Europa und Nordamerika ist das Pfeiffersche Drüsenfieber verbreitet, an dem meist Jugendliche oder junge Erwachsene erkranken. In Äquatorial-Afrika steht das Burkitt-Lymphom im Zusammenhang mit einer EBV-Infektion im Vordergrund. In Taiwan, Südchina und Südostasien verursacht das Virus häufig Nasopharynxkarzinome.
Eine mögliche Erklärung dafür, dass EBV in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedliche Erkrankungen hervorrufen kann, sind verschiedene Virustypen. Eben dies haben Wissenschaftler um Henri-Jacques Delecluse vom DKFZ jetzt nachgewiesen.
Wie die DKFZ-Forscher herausgefunden haben, liegt ein Grund für dieses unterschiedliche Verhalten in einem genetischen Element namens EBER2, das in vielen verschiedenen Variationen vorkommt. Bei EBER2 handelt es sich um eine nichtkodierende RNA, also um einen RNA-Abschnitt, der keine Bauanleitung für Eiweißmoleküle enthält.
Delecluse und sein Team haben dafür im Labor einen Virusvertreter namens M81 untersucht, der zuvor aus einem Nasopharynxkarzinom isoliert worden war. Der EBV-Typ M81 besitzt den Forschern zufolge eine EBER-2-Variante, die sich in EBV-Vertretern aus Nasopharynxkarzinomen besonders häufig findet, nicht aber in EBV-Vertretern, die Pfeiffersches Drüsenfieber auslösen.
„Wir haben damit endlich einen Beweis dafür gefunden, dass unterschiedliche Virustypen für unterschiedliche Erkrankungen verantwortlich sein können“, unterstreicht Delecluse die Bedeutung seiner Ergebnisse. Diese Erkenntnis ist den Wissenschaftlern nach ein Ansatz für die Impfstoff-Forschung – sie könne sich in Zukunft darauf konzentrieren, einen Schutz vor den gefährlichsten EBV-Vertretern zu entwickeln. © hil/aerzteblatt.de
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