Medizin
Parodontitis als Hypertonierisiko
Freitag, 27. September 2019
London – Eine schlechte Mundhygiene könnte eine bisher übersehene Ursache für die arterielle Hypertonie sein. Laut einer Meta-Analyse in Cardiovascular Research (2019; doi: 10.1093/cvr/cvz201) haben Menschen mit chronischer Parodontitis häufiger einen erhöhten Blutdruck, der in einigen Interventionsstudien durch eine Behandlung gesenkt werden konnte.
Eine arterielle Hypertonie kann vielfältige Ursachen haben. Als Auslöser werden unter anderem eine endotheliale Dysfunktion, oxidativer Stress und chronische Entzündungen diskutiert. Ein häufiger Entzündungsherd beim Erwachsenen ist die Gingiva. Der Zahnhalteapparat kann sich bei einer schlechten oralen Hygiene chronisch entzünden.
Eine Reihe von Studien haben in den vergangenen Jahren untersucht, ob Menschen mit einer chronischen Parodontitis häufiger einen erhöhten Blutdruck haben. Die meisten (aber nicht alle) fanden eine Assoziation.
Nach den jetzt von Francesco D’Aiuto vom Eastman Dental Institute in London in einer Meta-Analyse zusammengefassten Daten steigt das Hypertonie-Risiko bei einer mittelschweren bis schweren Parodontitis um 22 % (Odds Ratio 1,22; 95-%-Konfidenzintervall 1,10 bis 1,35) und bei einer schweren Parodontitis um 49 % an (Odds Ratio 1,49; 1,09 bis 2,05). Diese lineare Assoziation ist für D'Aiuto ein Hinweis auf eine Kausalität.
Menschen mit einer Parodontitis hatten im Durchschnitt einen um 4,5 mm Hg höheren systolischen und einen um 2 mm Hg höheren diastolischen Blutdruck. Die Differenz mag gering erscheinen. Ein durchschnittlicher Blutdruckanstieg um 5 mm Hg geht jedoch auf Dauer mit einem um 25 % erhöhten Risiko auf einen tödlichen Herzinfarkt oder einen tödlichen Schlaganfall einher, schreibt D’Aiuto.
Eine Behandlung der Parodontitis könnte das Risiko senken. Auch hierfür gibt es Hinweise aus einigen (aber nicht allen) Interventionstudien, die zu dieser Frage bisher durchgeführt wurden. In den fünf Studien, in denen eine Auswirkung gezeigt wurde, ging der systolische Blutdruck nach der Behandlung der Parodontitis um 3 bis 12,5 mm Hg und der diastolische Blutdruck um 0 bis 10 mm Hg zurück.
In 7 weiteren Studien wurde jedoch keine Auswirkung der Behandlung auf die Parodontitis gefunden. Da die selektive Auswahl von Studien für eine Meta-Analyse nicht den wissenschaftlichen Standards entspricht, dürften die Ergebnisse für eine evidenzbasierte Empfehlung nicht ausreichen. © rme/aerzteblatt.de
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