Ärzteschaft
Oberärzte stehen unter erheblichem Druck
Montag, 30. September 2019
Düsseldorf – Zu viele administrative Tätigkeiten und ein hoher ökonomischer Druck belasten den Alltag von Oberärzten. Das geht aus einer Online-Umfrage des Marburger Bundes (MB) Nordrhein-Westfalen (NRW) / Rheinland-Pfalz (RLP) unter Oberärzten in den beiden Bundesländern hervor.
Zwei Drittel aller Oberärzte beurteilen demnach ihre Arbeitssituation als gut oder befriedigend, 18,2 Prozent als ausreichend, 9,6 Prozent als mangelhaft und 1,9 Prozent als ungenügend. Gut 92 Prozent der Umfrageteilnehmer beklagen, dass sie täglich zwischen einer und vier Stunden ihrer Arbeitszeit verlieren, weil sie nichtärztliche administrative Tätigkeiten ausführen müssten.
Außerdem gaben mehr als 77 Prozent der 1.247 befragten Oberärzte an, dass sie nicht ausreichend Zeit für die Weiterbildung ihrer Assistenzärzte haben. Lediglich 22,8 Prozent finden nach eigenen Angaben genug Zeit für die Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses. „Hier muss dringend gegengesteuert werden. Gerade Oberärzte sind für die Weiterbildung unseres ärztlichen Nachwuchses unverzichtbar“, mahnte Hans-Albert Gehle, der erste Vorsitzende des Marburger Bundes NRW/RLP.
Nur jeder zweite Teilnehmer der Umfrage hat ferner ausreichende Möglichkeiten für seine eigene Fortbildung. Mehr als 41 Prozent sagen, dass interne ökonomische Vorgaben die oberärztliche Tätigkeit prägten. Zudem müssen Oberärzte oftmals Arbeiten übernehmen, die früher Assistenzärzte erledigt haben, nun seien aber deren Stellen nicht besetzt, berichten Umfrageteilnehmer.
Oftmals wird auch bemängelt, dass es keine Arbeitszeiterfassung gibt. Mehr als 28 Prozent gaben darüber hinaus an, weder Geld noch Freizeitausgleich für Überstunden zu erhalten. Zudem liege die Belastung in Rufbereitschaften am Wochenende oft im Schnitt über 50 Prozent.
„Die Politik sollte die beklagten Arbeitsbedingungen der Oberärzte in Krankenhäusern zur Kenntnis nehmen. Sie sind eine Folge der fortschreitenden Ökonomisierung der Medizin, der jahrelangen chronischen Unterfinanzierung unserer Kliniken und der uns fehlenden Studienplätze“, so Gehle.
Die Umfrage fand vom 22. Juni bis zum 22. Juli 2019 in NRW und RLP statt. Die 1.247 Teilnehmer arbeiten zu 42 Prozent in einem Krankenhaus mit kirchlichem Träger, zu 27 Prozent an einer kommunalen Klinik, zu 16 Prozent an einer Uniklinik und zu 15 Prozent an einer Klinik in privater Trägerschaft. Die Abteilungsgröße beträgt im Schnitt 75 Betten. 34,2 Prozent der Teilnehmer sind Oberärztinnen, 65,8 Prozent Oberärzte. © hil/aerzteblatt.de

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