Medizin
Was die Lymphozyten nach einem Herzinfarkt anregt
Mittwoch, 2. Oktober 2019
Würzburg – Die T-Zellen, die nach einem Herzinfarkt in das Infarktgewebe einwandern, werden in den mediastinalen Lymphknoten gebildet, die in der Mitte des Brustkorbs zwischen beiden Lungenflügeln liegen. Von dort aus wandern sie ins Herz, wo sie die frühe Heilung des geschädigten Herzmuskelgewebes unterstützen. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Gustavo Ramos am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI), die vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) gefördert wird. Ihre Arbeit ist im Journal of Clinical Investigation erschienen (doi 10.1172/JCI123859).
Die Gruppe konnte eine Verbindung zwischen der Größe des Infarkts, der Lymphknoten, der Menge der T-Zellen und der Regeneration des Herzens zeigen: je schwerer der Infarkt, desto größer die Lymphknoten und desto besser die Heilung. Außerdem konnten die Forscher das Molekül bestimmen, das für die Bildung der T-Zellen verantwortlich ist.
Der Würzburger Wissenschaftler Ulrich Hofmann hatte schon im Jahr 2012 entdeckt, dass T-Zellen eine wichtige Rolle bei der Wundheilung nach einem Herzinfarkt spielen. Ramos knüpfte an diese Entdeckung an. Die Forscher fanden heraus, dass ein Abschnitt namens „MYHCA614-629“ in einem für die Herzmuskelzellen wichtigen Strukturprotein, dem „Myosin Heavy Chain Alpha“ (MYHCA), ein dominantes kardiales Antigen ist, welches die Entstehung von T-Zellen nach einem Herzinfarkt aktiviert.
Die Arbeitsgruppe konnte die Erkenntnisse aus den Untersuchungen am Mausmodell in Zusammenarbeit mit der Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg an Herzinfarktpatienten bestätigen: Bei der nichtinvasiven PET-CT zeigte der Radioligand CXCR4 bei Patienten nach einem Myokardinfarkt vergrößerte Lymphknoten und eine erhöhte Zellzahl. „Bemerkenswerterweise korrelierte die Veränderung der Lymphknoten mit der Größe des Infarktes und scheinbar auch mit der Herzfunktion“, berichtet Ramos.
„Das heißt, je schwerer der Infarkt, desto mehr herzreaktive T-Zellen bildet der Körper. Erste Untersuchungen 6 Monate nach dem Infarkt deuten zudem darauf hin, dass die Menge der T-Zellen mit der Regeneration des Herzens in Verbindung steht. Je größer die Lymphknoten, desto besser die Heilung“, erläutert er.
„Die Erkenntnisse könnten uns helfen, demnächst auf einfache, nichtinvasive Weise die Patienten zu identifizieren, bei denen aufgrund des Immunsystems die Wundheilung beeinträchtigt sein könnte und die eine spezifischere Behandlung benötigen“, sagte Stefan Frantz, Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitätsklinikum Würzburg. © hil/aerzteblatt.de
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