Ärzteschaft
Kammer Schleswig-Holstein ruft Politik wegen Arzneimittelengpässen zum Handeln auf
Mittwoch, 9. Oktober 2019
Bad Segeberg – Angesichts zunehmender Lieferengpässe für Arzneimittel muss die Politik dringend handeln. Dafür machte sich die Ärztekammer Schleswig-Holstein (ÄKSH) heute stark. Sie fordert unter anderem eine Rückführung der Arzneimittelproduktion nach Europa, eine Erhöhung der Lagerkapazitäten sowie eine Meldepflicht für Hersteller, die bereits bei einer Arzneimittelknappheit in Kraft tritt.
Hintergrund ist, dass viele Arzneimittel – wie etwa Antibiotika, Antidepressiva, Impfstoffe – zurzeit schwer erhältlich sind. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zählte zuletzt 239 von Lieferengpässen betroffene Arzneimittel (Stand September 2019).
Die Rückverlagerung der Arzneimittelproduktion führe zu kürzeren Lieferwegen und schnellen Rückkopplungen mit den Apotheken vor Ort, sagte ÄKSH-Präsident Henrik Herrmann. Höhere Lagerkapazitäten könnten zudem kurzfristige Lieferengpässe auffangen. Ebenso würden Produktionskontrollen vereinfacht, wodurch eine höhere Qualität der Arzneien sichergestellt werden könne.
„Letztlich liegt die Entscheidungsgewalt bei der Politik. Das Bundesgesundheitsministerium ist gefordert, sich dem Thema anzunehmen“, so Herrmann. Es müsse Anreize schaffen, damit Arzneimittel vermehrt in der EU produziert würden. Ebenso müssten regionale Anbieter berücksichtigt und höhere Lagerkapazitäten für versorgungsrelevante Arzneimittel eingeführt werden. „Wir fordern zudem eine Meldepflicht der Herstellerfirmen, die bereits bei einer Arzneimittelknappheit in Kraft tritt“, so Herrmann weiter.
Er betonte, neben Ärzten und Apothekern seien vor allem die Patienten unmittelbar von den Auswirkungen der Liefer- und Versorgungsengpässe betroffen. „So etwas darf nicht vorkommen, da es die Patientensicherheit gefährdet. Zudem führen Probleme dieser Art zu einem Vertrauensverlust in das deutsche Gesundheitssystem“, warnt die ÄKSH. © may/aerzteblatt.de

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