Ärzteschaft
Nephrologen für frühzeitige Mitbetreuung gefährdeter Intensivpatienten
Dienstag, 15. Oktober 2019
Berlin – Bei Patienten mit akutem Nierenversagen auf der Intensivstation sollte regelhaft ein Nierenexperte hinzugezogen werden. Dafür hat sich die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) ausgesprochen. Der Fachgesellschaft zufolge entwickeln etwa 10 bis 20 Prozent aller Patienten auf der Intensivstation ein solches akutes Nierenversagen. Fast jeder dritte Betroffene sterbe daran.
Häufigste Ursachen für die Entwicklung eines akuten Nierenversagens auf Intensivstation sind laut DGfN Flüssigkeitsmangel, Sepsis, Herzerkrankungen, Polytraumen, Lebererkrankungen und Arzneimitteltoxizität. Gerade Letzteres scheint im klinischen Alltag ein wachsendes Problem zu sein.
„Wie eine aktuelle Studie aus Frankreich zeigte, erhielten fast zwei Drittel der Patienten mit einem akuten Nierenversagen auf der Intensivstation mindestens ein nierenschädigendes Medikament, fast ein Drittel sogar zwei oder mehr dieser Medikamente“, warnte die DGfN (DOI: 10.1186/s13613-019-0580-1).
„Die Nephrologie ist das Fach mit der weitreichendsten Expertise im Rahmen dieses komplexen Krankheitsbildes sowie der Durchführung extrakorporaler Verfahren. Die aktuellen Daten zeigen deutlich: Nierenexperten sollten bei der Betreuung dieses originär nephrologischen Krankheitsbildes einbezogen werden. Sonst schaden wir den Patienten und laden dem System unnötige Kosten für langfristige Nierenersatztherapien auf, die vermeidbar gewesen wären“, sagte Peter Heering, Präsident der elften Jahrestagung der DGfN in Düsseldorf.
Bereits vor zwei Jahren hatte eine Studie laut DGfN gezeigt, dass eine frühzeitige Einbeziehung eines Nierenexpertens für die Patienten mit akutem Nierenversagen prognostisch bedeutsam ist: Sie profitierten im Hinblick auf eine geringere Mortalitätsrate und geringeren renalen Spätfolgen von der fachärztlichen Mitbetreuung (Blood Purification, DOI: 10.1159/000452316).
„Wir suchen nun den Schulterschluss mit Intensivmedizinern aller Fachrichtungen, den Kostenträgern und der Krankenhausgesellschaft, um Patienten mit akutem Nierenversagen überall in Deutschland eine nephrologische Mitversorgung gewährleisten zu können“, erklärte der Kongresspräsident. © hil/aerzteblatt.de

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