Medizin
Erste autochthone Zika-Erkrankung in Europa
Donnerstag, 17. Oktober 2019
Stockholm – In Hyères, einer Küstenstadt der Provence in Südfrankreich, ist es in diesem Sommer zu einer Zika-Erkrankung bei einer Person gekommen, die zuvor keine Endemie-Regionen bereist und keine sexuellen Kontakte zu Personen aus diesen Gegenden hatte.
Nach Einschätzung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) könnte es die 1. autochthone Zika-Erkrankung in Europa sein. Das Ausbreitungsrisiko und die Gefahr für fetale Erkrankungen wird als minimal eingestuft.
Die betroffene Person, zu der keine Einzelheiten mitgeteilt werden, war in der 1. Augusthälfte 2019 an Symptomen erkrankt, die mit einer Zika-Erkrankung vereinbar sind. Zwischen dem 29. Juli und dem 6. August klagte er oder sie über Kopfschmerzen, retroorbitale Schmerzen, Asthenie und Muskelschmerzen. Am 13. August 2019 folgten Gelenkschmerzen und am 15. August ein Hautausschlag.
Am Nationalen Referenzzentrum für Arboviren in Marseille gelang in einer frühen Probe der Nachweis von Virus-RNA, was eine aktive Infektion belegt. In einer späteren Probe wurden IgM-Antikörper gefunden, die eine nicht lange zurückliegende Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Erreger anzeigen. Damit war die Diagnose einer Zika-Infektion bestätigt.
Patient und Sexualpartner versicherten, dass sie kein Land besucht hätten, in dem das Zika-Virus endemisch ist. Die Befragung ergab keine Hinweise auf eine sexuelle Übertragung. Damit bleibt nur noch die Möglichkeit, dass die Viren am Heimatort oder in der Umgebung übertragen wurden.
Als Vektor kommt Aedes albopictus in Frage. Die asiatische Tigermücke überträgt die Zika-Viren zwar weniger effizient als die Gelbfiebermücke Aedes aegypti, die in tropischen Regionen der wesentliche Vektor ist. Ae. albopictus hat sich jedoch in den vergangenen Jahren in Südeuropa stark ausgebreitet.
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Das Insekt, so ein denkbares Szenarium, könnte eine Person gestochen haben, die kurz zuvor ein Endemie-Land besucht hatte und nach der Rückkehr noch virämisch war. Das Insekt könnte dann bei der nächsten Blutmahlzeit den jetzigen Index-Patienten gestochen haben.
Die französischen Behörden haben mit einer aktiven Fallsuche nach weiteren Patienten in der Nachbarschaft des Index-Patienten begonnen, bisher aber keine weitere Infektion entdeckt. Auch die Untersuchung von Insekten war bisher negativ.
Die Behörden haben eine Umfrage bei Ärzten und in Kliniken nach möglichen weiteren Erkrankungen begonnen. Bis zum 14. Oktober wurden keine Verdachtsfälle bekannt. Vorsorglich wurden Maßnahmen zur Vektorkontrolle eingeleitet.
Selbst wenn weitere Fälle gefunden werden sollten, ist die Gefahr für einen anhaltenden Ausbruch sehr gering. Auch in der Provence sinken derzeit die Temperaturen unter die Grenze, in der die Tigermücke noch aktiv ist. Die Gefahr, dass Schwangere sich unbemerkt infiziert haben, ist nach Einschätzung der Behörden ebenfalls minimal. © rme/aerzteblatt.de
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