Vermischtes
Kaum Anträge auf Tierversuche in Bayern abgelehnt
Montag, 21. Oktober 2019
München – In Bayern wird fast jeder Tierversuch genehmigt. Das geht aus einer Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervor. Laut Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) wurden in den Jahren 2015 bis 2019 nur drei der 1.721 beantragten Versuche nicht gestattet.
Es seien jedoch noch nicht alle Anträge „abschließend bewertet“, hieß es weiter. 114 stehen dem Ministerium zufolge noch aus. Zuständig dafür seien die Regierungen von Oberbayern und Unterfranken, wie das Umweltministerium mitteilte.
Martina Fehlner, tierschutzpolitische Sprecherin der SPD, kritisierte die Praxis der Staatsregierung. „Tierversuche sollten wirklich nur als äußerstes Mittel und nur dann durchgeführt werden, wenn es gar keine andere Möglichkeit gibt.“ Sie hält die „gleichbleibend, unverhältnismäßig“ hohe Zahl der Versuche für „nicht hinnehmbar“.
Versuche mit Tieren unterliegen dem deutschen Tierschutzgesetz und der Versuchstier-Verordnung der EU. Darin ist festgehalten, dass Belastungen für Tiere möglichst gering gehalten werden müssen.
Wie viele Tiere im Freistaat zu Versuchszwecken eingesetzt wurden, konnte die Staatsregierung nicht sagen, weil die Zahlen statistisch nicht erfasst würden. Jeder Tierversuch müsste dafür einzeln ausgewertet werden – dasselbe gelte für die Anzahl getöteter Tiere oder wie lange die Versuche jeweils liefen.
Die Kontrollen der Versuche erfolgten laut Ministerium nach „Risikoeinstufung“: Die Kreisverwaltungsbehörden, zum Beispiel Landratsämter, beurteilten den jeweiligen Versuch und legten den Umfang der Kontrollen fest. Jedes Jahr solle ein Drittel der Tierversuche kontrolliert werden, Versuche mit „nichtmenschlichen Primaten“ – etwa Affen – mindestens einmal pro Jahr. Erfasst würden aber auch diese Kontrollen nicht, teilte das Umweltministerium mit.
Verstöße habe es in den vergangenen drei Jahren nicht gegeben. Der SPD-Umweltexperte Florian von Brunn kritisierte eine „dürftige Faktenlage“. „Die Kreisverwaltungsbehörden sollen eigentlich ein Drittel aller Versuche kontrollieren. Dazu werden aber nicht einmal Zahlen erfasst. Obendrein wurde kein einziger Versuch durch die Behörden beendet.“
In Hamburg hatten am Wochenende mehrere Tausend Menschen gegen Tierversuche demonstriert und die Schließung eines umstrittenen Versuchslabors in der Nähe der Hansestadt gefordert. Der Polizei zufolge waren am Samstagnachmittag in der Spitze bis zu 7.300 Menschen dem Aufruf der „Soko Tierschutz“ gefolgt.
Die Tierschützer prangern an, dass in einem Labor von Laboratory of Pharmacology and Toxicology (LPT) in Mienenbüttel im Kreis Harburg Hunde und Affen bei Versuchen gesetzwidrig misshandelt werden.
Ein Aktivist hatte sich dort als Mitarbeiter eingeschlichen. Tierschützer fordern seit Jahren, den Betrieb stillzulegen. Nach Vorwürfen der Misshandlung von Versuchstieren in einem Labor bei Hamburg hat die zuständige Staatsanwaltschaft Stade Ermittlungen aufgenommen.
Das angegriffene Unternehmen will mit den Behörden in der Untersuchung kooperieren. Weiter wollte sich LPT zu den Untersuchungen nicht äußern. Bei den LPT-Versuchen werden Unternehmensangaben zufolge im Zuge der Arzneimittelzulassung Auftragsstudien für Kunden durchgeführt. Dabei handele es sich um „präklinische Prüfungen einer Substanz auf Toxizität, bevor diese in die klinische Prüfung geht“. © dpa/aerzteblatt.de

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