Medizin
MRSA in Deutschland weiter auf dem Rückzug
Montag, 21. Oktober 2019
Berlin – Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA), die sich seit den 1990er-Jahren stark ausgebreitet haben und in der Öffentlichkeit als paradigmatisch für die Risiken eines unkontrollierten Antibiotikaeinsatzes wahrgenommen werden, sind in weiten Teilen Nordeuropas und in Deutschland zuletzt seltener geworden.
Wie Franziska Layer vom Robert-Koch-Institut in Berlin und Mitarbeiter im Epidemiologischen Bulletin (2019; 42: 437-442) berichten, wiesen 2018 noch 13,3 Prozent aller aus Kliniken eingeschickten Staphylococcus aureus-Isolate eine Methicillin-Resistenz auf. 2010 waren es noch 23,8 Prozent gewesen. Im ambulanten Bereich kam es zu einem Rückgang von 13 auf 7,7 Prozent.
Auch bei den invasiven Isolaten (Blutkulturen oder Liquor) kam es zu einem Rückgang von 12,8 Prozent im Jahr 2013 auf 7,6 % im Jahr 2018. Selbst auf Intensivstationen, wo Antibiotika am häufigsten eingesetzt werden, ist es zu einer kontinuierlichen Abnahme der MRSA-Rate von 27,2 im Jahr 2011 auf 18,8 im Jahr 2017 gekommen. In vielen Ländern Südeuropas ist der Anteil laut Layer wesentlich höher.
Die Zahl der zusätzlichen Resistenzen entwickelt sich ebenfalls günstig. MRSA sind heute seltener auf Ciprofloxacin/Moxifloxacin, Erythromycin oder Clindamycin resistent als vor einigen Jahren. Bei Gentamicin gab es jedoch zuletzt einen leichten Anstieg.
Bei den Tetracyclin-Resistenzen hielt ein seit 2013 zu beobachtender ansteigender Trend auch 2018 an. Nur etwa die Hälfte der Resistenzen konnte jedoch einem Livestock-assoziierten MRSA (LA-MRSA) zugeordnet werden. Eine Tetracyclin-Resistenz sei deshalb als „diagnostischer Marker“ für LA-MRSA nur eingeschränkt zu verwenden, schreibt Layer.
Resistenzen gegen Reserveantibiotika sind auch bei stationären Patienten weiterhin die Ausnahme. Im Jahr 2017 wurden zwei Linezolid-resistente MRSA entdeckt, im Jahr 2018 gab es kein einziges Isolat. Zwei MRSA waren 2017/2018 resistent gegen Vancomycin und Teicoplanin. In 5 Fällen wurde eine Resistenz gegenüber Tigecyclin bestätigt.
Das Nationale Referenzzentrum für Staphylokokken und Enterokokken nutzt immer häufiger genetische Analysen der Erreger, um Ausbrüchen auf den Grund zu gehen. In einem Fall konnte nachgewiesen werden, dass Patienten eines Krankenhauses mit dem gleichen Erreger (MRSA t003/t032) infiziert waren wie zwei Mitarbeiter des Personals.
In einem anderen Fall ließen sich mehrere Erkrankungen mit MRSA t223 auf eine Neugeborenen-Station zurückverfolgen, wo dann weitere Infektionen nachgewiesen wurden. Auch der Verdacht eines Ausbruchs auf einer chirurgischen Station mit 9 Erkrankungen ließ sich durch genetische Untersuchungen bis hin zur Ganzgenomanalyse bestätigen. Alle lukPV-positiven MRSA t223 waren genetisch nahezu identisch. © rme/aerzteblatt.de
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