NewsAuslandErste hier übertragene Zika-Fälle in Europa - Entwarnung für Deutschland
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Ausland

Erste hier übertragene Zika-Fälle in Europa - Entwarnung für Deutschland

Donnerstag, 24. Oktober 2019

 Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) /dpa
Befürchtet wurde es von Gesundheitsbehörden schon lange, nun wurden erstmals Fälle erfasst: Das Zika-Virus ist von der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) in Europa auf Menschen übertragen worden. /dpa

Paris/Berlin – Im südfranzösischen Département Var sollen sich 2 Menschen mit Zika-Viren angesteckt haben. Beide Infektionen seien im August in kurzem zeitlichen Abstand in Hyères aufgetreten, hieß es von der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC. Nach Kenntnisstand der Behörde handelt es sich um die europaweit ersten dokumentierten Übertragungen des Zika-Virus durch hier lebende Asiatische Tigermücken (Aedes albopictus).

Denn die Infizierten hätten sich nicht bei Reisen angesteckt haben können, berichteten französische Medien am Mittwoch unter Berufung auf die ECDC. Beide seien inzwischen genesen. Nun werde untersucht, ob es noch weitere Fälle gegeben habe.

In Deutschland sieht das Robert Koch-Institut (RKI) weiterhin kaum Ansteckungsgefahr. „Eine Übertragung von Zika-Fieber in Deutschland ist sehr unwahrscheinlich, weil mehrere sehr unwahrscheinliche Bedingungen zusammentreffen müssten“, erläuterte Klaus Stark, Experte für tropische Infektionen am Mittwochabend. Die Asiatische Tigermücke müsste zunächst einen infizierten Heimkehrer stechen, das Virus aus seinem Blut aufnehmen und danach einen anderen Menschen stechen und infizieren. Diese Wahrscheinlichkeit sei gering, da diese Mückenart außer in einigen Regionen Süddeutschlands hier gar nicht vorkomme. „Andere Mückenarten in Deutschland können keine Überträger sein“, betonte Stark.

Zika kann unter anderem über Stiche von Aedes-Stechmücken (z.B. A. albopictus oder A. aegypti) übertragen werden. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion unauffällig mit Fieber, Kopfschmerzen und Hautrötungen. Schwere Folgen können unter anderem auftreten, wenn sich Frauen früh in der Schwangerschaft mit Zika infizieren. Bei den Säuglingen kann es dann zur Mikrozephalie kommen, einer Hirn- und Schädelfehlbildung. Von 2015 an traten Tausende solcher Fehlbildungen in Brasilien auf, als es dort zu einer Zika-Epidemie kam.

Für eine Übertragung durch die Tigermücke müsse es darüber hinaus relativ heiß sein. „Meist geht es um Temperaturen, die bei uns selbst im Sommer eher selten erreicht werden, in Südfrankreich aber schon“, sagte Stark.

Alle Fälle von Zika-Fieber in Deutschland betrafen nach RKI-Angaben bisher Reisende, abgesehen von einem einzigen bekannten Fall einer sexuellen Übertragung im Jahr 2016. Sexuell kann die Infektion auch über einen längeren Zeitraum übertragen werden.

Auch Gelbfiebermücken können Zika übertragen. Sie gibt es in Europa mit Ausnahme von Madeira und östlich des Schwarzens Meeres aber bisher nicht.

Herbsttemperaturen sorgen für geringes Risiko

In Frankreich verschlechtern sich die Bedingungen für Tigermücken mit den fallenden Temperaturen des beginnenden Herbstes. Weitere Übertragungen würden vorerst unwahrscheinlicher, hieß es. Das Risiko für die Bevölkerung, auch für Schwangere und deren ungeborene Kinder, werde als gering eingeschätzt.

Das Zika-Virus wurde erstmals vor etwa 70 Jahren in Rhesus-Affen im Zika-Wald in Uganda gefunden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief im Februar 2016 eine „Gesund­heitliche Notlage von internationaler Tragweite“ aus. Brasilien schickte Zehntausende Soldaten in den Kampf gegen Mücken. Auch andere Länder der Region waren betroffen.

Die französischen Behörden berichteten am Mittwoch zudem, dass es seit dem 1. August sieben Fälle von Dengue im südfranzösischen Département Alpes-Martimes gegeben habe. Im Verwaltungsbezirk Rhône habe es zudem zwei Fälle gegeben, die ebenfalls durch heimische Mücken übertragen wurden. Vereinzelt gab es solche Fälle auch schon in anderen europäischen Ländern. Die weltweite Verbreitung von Dengue-Fieber ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch angestiegen.

© dpa/aerzteblatt.de
Themen:
LNS
LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Archiv

    NEWSLETTER