Ausland
Forscher fordern Verbot von Filterzigaretten
Dienstag, 29. Oktober 2019
Wissenschaftler aus London und San Diego fordern deswegen im British Medical Journal, den Verkauf von Filterzigaretten komplett zu verbieten. Sie argumentieren, dass die Filter ohnehin eine Mogelpackung seien: eingesetzt, um Tabak zu sparen und die Menschen glauben zu lassen, sie würden das Rauchen weniger schädlich machen.
Tatsächlich war die Erfindung der Filterzigarette in den 1950er Jahren eine Reaktion der Tabakindustrie auf Studien, die belegten, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht. Zigaretten mit Filter, so das damalige Werbeversprechen, würden einen Teil des Teers absorbieren und so ein „gesünderes“ Rauchen erlauben. „Wir wissen nun, dass dieses Sicherheitsargument ein Märchen war - eines von vielen, welche die Tabakindustrie erfunden hat, um Zigaretten zu verkaufen“, schreiben Thomas Novotny von der San Diego State University und seine Kollegen von der London School of Hygiene & Tropical Medicine in ihrem Leitartikel dazu.
Die Filter führen demnach sogar dazu, dass Raucher kräftiger an einer Zigarette ziehen, so dass Karzinogene tiefer ins Lungengewebe inhaliert werden. Laut einer Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen aus dem Jahr 2016 werden von den jährlich 5,6 Billionen gerauchten Zigaretten 4,5 Billionen unsachgemäß entsorgt. 2017 berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass bis zu zwei Drittel aller Zigarettenstummel auf dem Boden landen. Bei 15 Milliarden verkauften Glimmstängeln mache das 10 Milliarden Stummel - jeden Tag.
Diese bestehen zum Großteil aus Celluloseacetat, einem Kunststoff, der nur sehr langsam biologisch abgebaut wird. So kann es bis zu zehn Jahre dauern, bis sich ein Zigarettenfilter vollständig zersetzt hat.
Während Fast-Food-Ketten mittlerweile verstärkt in die Verantwortung genommen würden, weniger Plastikmüll zu produzieren, sei es der Tabaklobby gelungen, „die öffentliche Empörung zu vermeiden“, so Novotny und Kollegen. Es müsse ihrer Meinung nach daher nun darum gehen, die Diskussion um die Gefahren des Rauchens mit der über die globale Umweltzerstörung zusammenzubringen.
Hier führen die Autoren das Verbot von Einwegplastik an, das die EU ab 2021 für bestimmte Kunststoffgegenstände, darunter Plastikbesteck, Strohhalme und Wattestäbchen, beschlossen hat. „Der Ausschluss von Filtern aus der Kunststoffrichtlinie scheint eine verpasste Chance zu sein“, kritisieren die Wissenschaftler. Stattdessen heiße es in der Richtlinie nur allgemein, dass die Industrie bei der „Deckung der Kosten für Abfallmanagement und -entsorgung, Datenerfassung sowie Sensibilisierungsmaßnahmen“ helfen solle.
Die Gesundheitsforscher schließen ihren Beitrag damit, dass die Tabakepidemie weltweit weiterhin eine führende Ursache für Tod und Krankheit sei. „Und sie wird es, wie die Bedrohung durch die globale Erwärmung, so lange bleiben, bis die Nationen innovative Interventionen umsetzen.“ Hier seien mutige Maßnahmen nötig, so das Plädoyer der Autoren, wie eben ein rigoroses Verbot von Filterzigaretten.
„Viele Menschen haben angezweifelt, dass rauchfreie Bars, Pubs oder Flugzeuge einmal möglich wären“, betonen sie. Ebenso undenkbar seien die heute vorgeschriebenen drastischen Warnhinweise auf Zigarettenschachteln einst gewesen. Novotny und Kollegen mahnen: „Wenn es uns nicht gelingt, die Billionen Zigarettenstummel, die jährlich zur weltweiten Abfallbelastung beitragen, zu reduzieren, untergraben wir unsere Bemühungen, den weltweiten Plastikmüll einzudämmen, und verpassen die Gelegenheit, die globale Tabakepidemie zu beenden.“
Wer glaubt, dass E-Zigaretten eine umweltverträglichere Alternative sein könnten, irrt: Sie produzieren nicht nur Elektroschrott, sondern durch die erforderlichen Kartuschen und Liquid-Flaschen auch Kunststoffmüll. Die WHO schreibt dazu: „Wegwerf-Kartuschen aus Plastik könnten die Zigarettenstummel der Zukunft werden.“ Genauere Studien über die Entsorgung und zusätzlich entstandene Müllmengen durch E-Zigaretten stehen indes noch aus. © dpa/aerzteblatt.de

(Filter)-Zigaretten
Erinnern wir uns : die erste Zigarette ! Und das war in meinem Fall noch nicht einmal wirklich eine Zigarette - denn die waren damals unerschwinglich ("ne Ami "), sondern wir simulierten das mit Holzstückchen ! D.h. die Zigarette war in unseren kindlichen Köpfen ein Statussymbol - und genau so fängt auch heute noch die Raucherkarriere an. Man schaue sich französische Filme an : Zigarette lässig im Mundwinkel - fast noch beim Küssen.
All Verbote nützen nichts, wenn nicht genau diese Symbolkraft bei den Jugendlichen/Kindern (!) definitv verhindert wird. Das kann nur gelingen, wenn das Rauchen als das dargestellt wird, was es ist : eine unglaubliche Verschmutzung des eigenen Körpers. Da wir ein heute sehr ausgeprägtes "Bodystyling -Bewußtsein" beobachten, könnte das ein Weg sein. Rauchen muß als "uncool" gelten.
Bleibt natürlich alles Theorie - wenn nicht der praktische Beweis für jene Verschmutzung bei den Jugendlichen angetreten wird. Das ist möglich : durch eine stringente körperliche Leistungsanforderung in der Schule, also verstärkte Sportausbildung. Selbstverständlich müssen Schulen entsprechend ausgerüstete sein - die Lehrer übrigens auch. Zum Sport gehört auch Disziplin.
Die müssen Lehrer vermitteln können. Vom Werbeverbot für Zigaretten rede ich gar nicht erst - eine absolute Selbstverständlichkeit.
Der Weg ist klar - es bedarf der politischen Struktur, um ihn zu beschreiten.

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