Politik
Umfrage verdeutlicht Mangel an Ärzten und Pflegekräften in Reha-Kliniken
Mittwoch, 30. Oktober 2019
Hamburg – Durch Personalmangel und kränkere Patienten steigt die Arbeitsverdichtung in Reha-Einrichtungen. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung wmp Consult hervor, die durch die Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde.
88 Prozent der befragten Branchenexperten, Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter berichteten von einer Arbeitsverdichtung im Pflegedienst. 81 Prozent erklärten, dass ihre Einrichtung unter einem Mangel an Pflegefachkräften leide. Ähnliches gelte auch für den ärztlichen Dienst.
68 Prozent sagten, dass Pflegekräfte in Krankenhäuser mit einer besseren Finanzausstattung, entsprechend höherer Bezahlung und mehr Aufstiegsmöglichkeiten abwanderten. Lediglich 13 Prozent der Befragten meinten, dass es in ihrem Betrieb ausreichend Pflegepersonal gebe. Nur sechs bis neun Prozent der Befragten aus Pflegedienst, Physio- und Ergotherapie sowie dem Servicebereich empfanden ihre Entlohnung als angemessen.
Mehr multimorbide Patienten
Die Zahl der Patienten sei zwar in den vergangenen Jahren nicht merklich gestiegen, erklärten die Autorinnen der Studie, Sabine Baldauf und Katrin Vitols. Doch ein entscheidender Faktor habe sich deutlich verändert: Reha-Einrichtungen hätten es heute oft mit kränkeren und häufig auch älteren Patienten zu tun als in früheren Zeiten. „Eine verkürzte Verweildauer in Akutkrankenhäusern und Multimorbidität führen zu stark gestiegenen Schweregraden der Erkrankungen unter den Rehabilitanden“, betonten die Forscherinnen. So nehme der Pflege- und Betreuungsbedarf zu.
Da gleichzeitig das Beschäftigungsvolumen in der Branche – umgerechnet auf Vollzeitstellen – stagniere, habe sich die Arbeitsbelastung der Beschäftigten erhöht. „Die Alterung der Bevölkerung und die wachsende Zahl von Patienten mit psychischen Krankheiten dürften diese Entwicklung in Zukunft noch beschleunigen“, heißt es aus der Hans-Böckler-Stiftung. Hinzu kämen neue Anforderungen durch die Digitalisierung, die zunächst einmal Mehrarbeit und Schulungsbedarf bedeuteten.
Internationale Finanzinvestoren kaufen Reha-Kliniken
Bezogen auf die Profitabilität der Einrichtungen zeige sich ein heterogenes Bild. Während große private Ketten häufig Gewinne machten, ständen manche kleineren Kliniken finanziell unter Druck. Etliche seien bereits von Konkurrenten übernommen worden. Seit einigen Jahren seien zudem internationale Finanzinvestoren in der Rehabilitationsbranche tätig. „Den Einstieg von Firmenhändlern bringen Befragte zum Teil mit erhöhtem Druck auf Löhne und Qualitätsstandards in Verbindung“, heißt es. © fos/EB/aerzteblatt.de

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