Medizin
Omega-3-Fettsäuren bei Angststörungen und Depressionen ohne nachgewiesene Wirkung
Dienstag, 5. November 2019
Norwich – Omega-3-Fettsäuren, die als Nahrungsergänzungsmittel auch zur Behandlung von psychischen Erkrankungen beworben werden, haben nach den Ergebnissen einer Meta-Analyse im British Journal of Psychiatry (2019; doi: 10.1192/bjp.2019.234) weder bei Angststörungen noch bei Depressionen eine belegte Wirkung.
Omega-3-Fettsäuren gehören zu den ungesättigten Verbindungen, die der menschliche Körper nicht selber herstellen kann und die deshalb mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Sie sind unter anderem Bestandteil der Zellmembran von Nervenzellen. Es erscheint deshalb plausibel, dass eine gesteigerte Aufnahme die Funktion des Gehirns verbessert. Ob sie aber tatsächlich Erkrankungen lindert, kann nur durch randomisierte klinische Studien belegt werden.
Es hat in den vergangenen Jahren nicht an Studien gemangelt, die nach einer günstigen Wirkung auf Angststörungen und Depressionen gesucht haben. Ein Team um Lee Hooper von der Norwich Medical School konnte 31 Studien identifizieren mit 41.470 Teilnehmern, die über mindestens 24 Wochen mit Omega-3-Fettsäuren oder Placebo behandelt wurden.
Ein signifikanter Einfluss auf Angststörungen oder Depressionen war jedoch nicht erkennbar. Für die Linderung einer Depression ermittelt Hooper eine Risk Ratio von 1,01, die bei einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,92 bis 1,10 weitgehend ausschließt, dass eine Wirksamkeit übersehen wurde. Ein I2-Wert von 0 % zeigt die fehlende Heterogenität der Studien an. Die Tagesdosis der Omega-3-Fettsäuren hatte im Mittel 0,9 Gramm betragen.
Bei Angstsymptomen war ein geringer Effekt nachweisbar, die Effektstärke war mit einer standardisierten mittleren Differenz von 0,15 (0,05 bis 0,26), also 15 % der Standardabweichung, jedoch minimal. Die mittlere Tagesdosis hatte hier 1,1 Gramm betragen und die Studiendauer 6 Monate.
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In einer Studie zur alpha-Linolensäure, die wie die Omega-3-Fettsäuren zu den ungesättigten Fettsäuren gehört, kam es unter der Behandlung mit 2 Gramm/Tag sogar über 40 Monate zu einem Anstieg der Symptome. Die Gefahr einer Schädigung war allerdings mit einer Number Needed to Harm von 1.000 sehr gering.
Fisch kann laut den Autoren zwar ein wertvoller Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung und ein sehr nahrhaftes Lebensmittel sein. Es gebe jedoch keine Belege dafür, dass die darin enthaltenen Fettsäuren Menschen vor Depressionen und Angstzuständen schützen oder deren Symptome lindern können, schreibt Hooper. © rme/aerzteblatt.de
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Omega-3 ist nicht gleich Omega 3

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