Medizin
Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren können Nierenfunktion bei Typ-2-Diabetes nicht erhalten
Montag, 11. November 2019
Seattle – Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren in Fischöl-Kapseln oder mit Vitamin D haben in einer randomisierten klinischen Studie den allmählichen Rückgang der Nierenfunktion bei Patienten mit Typ-2-Diabetes nicht verlangsamt. Die Ergebnisse wurden auf der Tagung Kidney Week in Washington vorgestellt und im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2019; DOI: 10.1001/jama.2019.17380) veröffentlicht.
Mehr als ein Viertel aller Diabetiker, die meisten davon Menschen mit Typ-2-Diabetes, leiden unter einer chronischen Niereninsuffizienz mit einem schnelleren Rückgang der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) als normalerweise im Alter. Der Typ-2-Diabetes ist inzwischen zur häufigsten Ursache für Dialyse und Nierentransplantation geworden.
In einer Reihe von epidemiologischen Studien war der (im Alter und in nördlichen Breiten häufige) Vitamin-D-Mangel bei Diabetikern mit einem beschleunigten Rückgang der eGFR und dem Auftreten einer Albuminurie verbunden. Ähnliches gilt auch für einen Mangel an Omega-3-Fettsäuren. Tierexperimentelle Studien lieferten ein glaubwürdiges Fundament: Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren verminderten dort die histologischen Merkmale der diabetischen Nephropathie.
Es wurde deshalb erwartet, dass die VITAL-DKD-Studie („Vitamin D and Omega-3 Trial to Prevent and Treat Diabetic Kidney Disease“) zeigen wird, dass eine Supplementierung mit Cholecalciferol (2000 IE/Tag) und/oder mit den Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure (1 g/Tag) die Entwicklung und das Fortschreiten einer Niereninsuffizienz bei Diabetikern vermindern kann.
Die Studie war eingebunden in die größere VITAL-Studie, an der 25.871 Männer (über 50 Jahre) und Frauen (über 55 Jahre) teilgenommen hatten und die den Nutzen von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren in der Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs belegen sollte. Die enttäuschenden Ergebnisse der VITAL-Studie waren im vergangenen Jahr auf der Jahrestagung der American Heart Association vorgestellt worden. Die Nahrungsergänzungsmittel hatten sich in der Primärprävention bei Menschen mit einem Mangel an den beiden essenziellen Substanzen als wirkungslos erwiesen (NEJM 2019; 380: 23-32 und 33-44).
Vor Beginn der Studie war eine Gruppe von 1.312 Teilnehmern, die an einem Typ-2-Diabetes litten, für die VITAL-DKD-Studie ausgewählt worden. Die Patienten hatten zu Beginn der Studie eine mittlere eGFR von 85,8 ml/min/1,73m2, die damit fast im Normalbereich (über 90 ml/min/1,73m2) lag. Nur bei 16 % war die eGFR auf unter 60 ml/min/1,73m2 abgefallen (was eine mittelschwere Niereninsuffizienz anzeigt) und eine Mikroalbuminurie von mehr als 30 mg/g Kreatinin lag nur bei 9 % vor.
Im Verlauf der 5-jährigen Studie fiel die eGFR auf 73,5 ml/min/1,73m2. Dieser erhebliche Verlust an Nierenfunktion konnte weder durch die Einnahme von Vitamin D noch durch die Einnahme der Fischölkapseln aufgehalten werden.
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- Diabetesprävention: Vitamin-D-Einnahme ohne Mangelzustand bietet keinen Schutz
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Wie Ian de Boer von der University of Washington in Seattle und Mitarbeiter berichten, war der Verlust der Nierenfunktion in der Vitamin D-Gruppe mit 12,3 ml/min/1,73m2 nur unwesentlich geringer als in der Placebo-Gruppe mit 13,1 ml/min/1,73m2. In der Gruppe, die regelmäßig Fischöl-Kapseln eingenommen hatten, fiel die eGFR um 12,2 ml/min/1,73m2.
Die Unterschiede zur Placebogruppe waren für beide Supplemente klinisch nicht relevant und statistisch nicht signifikant. Zu bedenken ist ferner, dass es unter der Einnahme von Vitamin D etwas häufiger zu Nierensteinen (32 versus 26 Fällen in der Placebogruppe) kam. Omega-3-Fettsäuren waren häufiger mit Magen-Darm-Blutungen (28 versus 17 Fällen in der Placebo-Gruppe) verbunden.
Aufgrund der Ergebnisse kann Diabetikern nicht zur Einnahme der beiden Nahrungsergänzungsmittel geraten werden. Für beide Substanzen hat sich mit der VITAL-Studie eine Reihe von randomisierten kontrollierten Studien mit Negativergebnissen fortgesetzt. Vitamin D war bei Patienten mit Prähypertonie und Hypertonie im Stadium 1 nicht in der Lage, den systolischen Blutdruck zu senken (Circulation 2015; 131: 254-262).
Die hochdosierte monatliche orale Einnahme von Vitamin D schützte auch nicht vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem vorzeitigen Tod (JAMA Cardiology 2017; 2: 608-616) und sie verhinderte nicht, dass sich der Blutzucker bei Menschen mit Prädiabetes weiter verschlechtert (NEJM 2019; 381: 520-530).
Für Omega-3-Fettsäuren ist die Evidenzlage etwas günstiger. Die Fischöle konnten zwar die Patienten mit Diabetes nicht vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen (NEJM 2018; 379:1540-1550). Wegen günstiger Auswirkungen auf die Triglyzerid-Werte (NEJM 2019; 380: 11-22) werden sie jedoch seit kurzem von der American Heart Association empfohlen. © rme/aerzteblatt.de
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Viel zu selten
schlägt die wöchentl. od. monatl. Gabe! Denn der initiale Vit. D -Wert hat nur eine Halbwertzeit von 24 Stunden. Bedeutet Gewebe u. Zellen sind mit reinem Vit. D immer wieder unterversorgt, trotz monatl. hoher Gaben. Außerdem, welche Ausgangswerte und welche End bzw. Zielwerte gab es bei den Probanden? Habe immer wieder das Gefühl, man will eigentlich gar keine positiven Ergebnisse.

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