Vermischtes
Genetische Veranlagung nicht allein Schuld an Adipositas
Mittwoch, 13. November 2019
Halle (Saale) – In Deutschland sind 60 Prozent der Bevölkerung übergewichtig, ein Viertel ist bereits adipös. Das geht aus einem heute veröffentlichten Diskussionspapier der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hervor.
Demnach sind die Ursachen für Übergewicht und Adipositas vielfältig und komplex: Dazu gehören genetische Veranlagungen und epigenetische Veränderungen ebenso wie individuelles Verhalten, zum Beispiel Lebensstile oder ein Mangel an Bewegung.
Hinzu kommen Rahmenbedingungen, die zum Beispiel zu einem Überangebot und einer ständigen Verfügbarkeit von Nahrung führen. Der aktuelle Forschungsstand lasse den Schluss zu, dass genetische Veranlagungen allein die Häufigkeit und das Ausmaß von Übergewicht und Adipositas nicht erklären können, so die Autoren. Daher sollten individuelle Verhaltensweisen, soziale Normen sowie kulturelle und ökonomische Rahmenbedingungen in den Blick genommen werden.
Ziel müsse es dabei sein, die Entstehung von starkem Übergewicht und Adipositas insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Dazu haben die Wissenschaftler in dem Diskussionspapier verschiedene Maßnahmen zusammengefasst: Sie empfehlen unter anderem die Prävention von Übergewicht durch Informationen über gesunde Ernährungsgewohnheiten und regelmäßige Bewegung, die in den Alltag eingebaut werden kann.
Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sollten diejenigen Vorlieben und Gewohnheiten gefestigt werden, die Übergewicht vorbeugen. Die Autoren empfehlen zudem politische Maßnahmen wie eine Besteuerung einzelner Nahrungsmittel und gezielte Werbeverbote.
Im Hinblick auf die von Adipositas betroffenen Menschen fordern sie eine adäquate und evidenzbasierte medizinische Versorgung. Zudem müsse durch Aufklärung und Wissensvermittlung zu Adipositas der Stigmatisierung Betroffener entgegengewirkt werden, da diese die Lebensqualität übergewichtiger und adipöser Menschen weiter verschlechtere.
Die Experten haben darauf hingewiesen, dass einzelne Ansätze für sich kaum erfolgversprechend seien, sondern ein Bündel von Maßnahmen initiiert werden sollte. Kurzfristig könne die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas allerdings nicht verringert werden. Alle in dem Diskussionspapier benannten Schritte setzten auf mittel- und langfristige Effekte. © hil/sb/aerzteblatt.de

Stigmatisierung
Ja, es wäre wünschenswert, wenn Adipöse nicht mehr Arztkontakte meiden würden - aus Angst, dass sie (egal ob bei Rückenbeschwerden oder Halsentzündung) als erstes, von oben herab bis angewidert, um die Ohren gehauen bekommen, dass sie erstmal 20 kg abnehmen sollen, dann hätten sie auch keine Beschwerden mehr.
Einem Menschen mit Anorexie wird häufig fürsorglich und mit Mitgefühl begegnet, einem mit Binge Eating Disorder mit Unverständnis bis Abscheu. Ihm wird unterstellt, dass er einfach keine Selbstdisziplin hat.

Genetische Gründe NICHT allein
Dr. Richard Barabasch

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