Ausland
Belgische Behörden melden ersten Todesfall nach E-Zigarettenkonsum
Freitag, 15. November 2019
Brüssel – In Belgien ist der erste Todesfall im Zusammenhang mit dem Konsum von E-Zigaretten aufgetreten. Wie die Behörden gestern mitteilten, starb ein 18-jähriger Mann an den Folgen eines Atemstillstands, der auf die Inhalation schädlicher Substanzen in einer E-Zigarette zurückgeführt wird.
Es gebe „keine andere Erklärung für eine so schwere Lungenentzündung bei dem Patienten“, sagte Gesundheitsministerin Maggie De Block bei einer Parlamentsbefragung.
Der 18-Jährige namens Raphaël verwendete eine in Belgien legale Flüssigfüllung, die CBD, den nicht psychoaktiven Teil von Cannabis, enthielt, schreibt die britische Tageszeitung The Telegraph und zitiert Luc-Marie Jacquet vom Universitätskrankenhaus Saint-Luc in Brüssel: „Wir vermuten, dass die Inhalation von der E-Zigarette für das Lungenleiden und den anschließenden Tod von Raphaël verantwortlich ist.“
Die E-Zigarette soll Raphaël zu seinem 18 Geburtstag geschenkt bekommen haben. Sein Vater berichtete, dass sich der Zusatnd seines Sohnes innerhalb weniger Tage verschlechterte, nach 26 Tagen im Koma sei er verstorben.
Auch in Argentinien und Großbritannien berichteten Zeitungen in den letzten Wochen über mögliche erste Todesfälle.
In den USA ist die Zahl der Todesfälle laut der US-Gesundheitsbehörde CDC inzwischen auf 42 gestiegen. Die Zahl der Erkrankten habe auf nun 2172 bestätigte Fälle zugenommen. Vor einer Woche hatte die CDC noch von 39 Toten und 2051 Kranken berichtet.
Vitamin-E-Acetat unter Verdacht
Als eine mögliche Ursache war zuletzt ein aus Vitamin E gewonnenes Öl, ein Vitamin-E-Azetat, ausgemacht worden. „Es handelt sich um das erste Mal, dass wir eine mögliche besorgniserregende Chemikalie in Proben von Patienten mit diesen Lungenkrankheiten entdeckt haben“, hatte die Behörde mitgeteilt. Es müsse aber noch weiter geforscht werden.
E-Zigaretten: Hinweise auf Vitamin-E-Acetat als Auslöser verdichten sich
Atlanta – Die Ursache der akuten Lungenschäden, an denen in den USA bislang 2.051 Konsumenten von E-Zigaretten erkrankt sind, davon 40 mit Todesfolge, ist weiter unklar. Laut einer Studie in Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR; 2019; doi: 10.15585/mmwr.mm6845e2) kann in der Bronchiallavage jedoch stets Tocopherolacetat (Vitamin-E-Acetat) nachgewiesen werden. Es sind mittlerweile 8 Monate
Vitamin E kommt natürlicherweise in verschiedenen Nahrungsmitteln wie Ölen oder Nüssen vor. Wegen seiner molekularen Struktur kann der Stoff beim Einatmen gefährlich werden.
Vor einigen Jahren sei die Verwendung von Vitamin E-Acetat als Tabakzusatzstoff diskutiert worden, weil durch die antioxidativen Eigenschaften eine verminderte Toxizität des Tabakrauchs erwartet wurde, erklärte Frank Henkler-Stephani vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Das BfR habe sich dagegen ausgesprochen, weil keine gesundheitsfördernde Wirkung erkennbar gewesen und die gesundheitliche Unbedenklichkeit einer dauerhaften Anwendung von gerauchtem Alpha-Tocopherylacetat nie belegt worden sei.
Vitamin E-Acetat werde in den USA seit einiger Zeit zur Verdünnung „irregulärer“ THC-haltiger Dampfprodukte verwendet, die zumeist in vorgefüllten Kartuschen erhältlich seien, erläuterte der BfR-Experte weiter. „Einige Schwarzmarktprodukte wurden von Scheinfirmen sogar unter eigenem Markennamen verkauft.“
Analysen THC-haltiger Kartuschen in Utah hätten überraschend hohe Vitamin-E-Acetat-Gehalte von 31 bis 88 Prozent ergeben. „Nach jetzigem Kenntnisstand ist anzunehmen, dass derartig hohe Dosierungen schwere respiratorische Erkrankungen auslösen können“, sagte Henkler-Stephani. Die THC-Gehalte hätten in diesen Proben deutlich unter den angegeben Werten gelegen.
Nach Kenntnisstand des BfR gab es in der EU bisher keine Notifzierung von Vitamin-E-Acetat-haltigen Liquids. Frank Henkler-Stephani, Bundesinstitut für Risikobewertung
„Vitamin-E-Acetat ähnelt in Konsistenz und Färbung den THC-Ölen und kann sogar höherwertige Konsumeigenschaften vortäuschen.“ Die Substanz scheine vorwiegend zur Streckung, also Produktmanipulation verwendet worden zu sein, „möglicherweise, um auf Lieferengpässe und Preissteigerungen für Cannabis zu reagieren“.
Dass Alpha-Tocopherylacetat auch in Deutschland in Liquids enthalten ist, sei zumindest für reguläre und rechtskonforme Produkte sehr unwahrscheinlich. „Nikotinhaltige Liquids dürfen nach den tabakrechtlichen Bestimmungen keine Vitamine enthalten“, erklärte Henkler-Stephani. „Für einzelne E-Liquids wurde Vitamin E trotzdem als Inhaltsstoff gemeldet.“ Ob die Produkte tatsächlich im Handel sind oder bereits beanstandet wurden, sei aber unklar. „Nach Kenntnisstand des BfR gab es in der EU bisher keine Notifzierung von Vitamin-E-Acetat-haltigen Liquids.“ © afp/gie/dpa/aerzteblatt.de

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