Ärzteschaft
Medizinstudierende und Fakultäten wollen Reform der Versorgungsstrukturen
Freitag, 15. November 2019
Berlin – Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) und die Deutsche Hochschulmedizin glauben nicht an einen Ärztemangel. Ihrer Ansicht nach werde die Diskussion um fehlende Ärzte oft auf Grundlage veralteter Statistiken geführt.
Das eigentliche Problem sei vielmehr die unausgewogene regionale Verteilung der Mediziner. Zuvor hatte das ZDF-Politmagazin „Report aus Mainz“ in einem Beitrag die zu geringe Anzahl der Medizinstudienplätze als Ursache für drohende Versorgungslücken ausgemacht.
„Kaum ein Land hat mehr Ärzte als Deutschland“, widersprachen bvmd und Medizinischer Fakultätentag (MFT) heute in einer gemeinsamen Mitteilung. Und auch in Sachen Nachwuchs sei die Bundesrepublik gut aufgestellt: So gebe es an den staatlichen Universitäten aktuell 11.145, an den drei nicht staatlichen Hochschulen in Witten, Neuruppin und Hamburg zusätzliche 300 Medizinstudienplätze.
Weitere neue staatliche Fakultäten und Zweitcampusmodelle befänden sich in der Gründung oder im Aufbau. „Rechnet man die in den Bundesländern bereits konkret geplanten Aufstockungen hinzu, werden wir in absehbarer Zeit mehr als 12.000 staatliche Medizinstudienplätze haben. Dazu kommen die verschiedenen privaten Angebote, die sich über Studiengebühren finanzieren“, unterstrich MFT- Generalsekretär Frank Wissing.
Das Grundproblem der medizinischen Versorgung seien nicht fehlende Studienplätze, sondern vielmehr der wenig effiziente Einsatz und die unausgewogene regionale und fachliche Verteilung der Mediziner.
So zeige beispielsweise das Berufsmonitoring Medizinstudium der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), dass sich die Vorstellungen der Medizinstudierenden im Laufe der vergangenen Jahre deutlich gewandelt haben. Im Vordergrund stehen demnach heute vor allem familienfreundliche Arbeitszeiten und eine Beschäftigung im Angestelltenverhältnis.
„Dass sich dies auf die Versorgungssituation auswirkt, kommt nicht überraschend“, finden bvmd und MFT und fordern deshalb eine grundlegende Reform bestehender Versorgungsmodelle. „Eine unkoordinierte Aufstockung der Studienplatzkapazitäten ohne einen Wandel der Versorgungsstrukturen und Arbeitsbedingungen wird nur ein teures Fass ohne Boden sein“, ergänzte Aurica Ritter, designierte Präsidentin der bvmd.
KBV, Bundesärztekammer und auch Landesärztekammern hatten zuletzt immer wieder zusätzliche Medizinstudienplätze angemahnt. Mit den Nachwuchsmedizinern, die derzeit in Ausbildung seien, könne der künftige Bedarf nicht gedeckt werden, sagte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzende der KBV, im Vorfeld des diesjährigen Deutschen Ärztetages. Dafür seien bis zum Jahr 2035 jedes Jahr bis zu 6.000 Studienplätze zusätzlich notwendig. Auch der Deutsche Ärztetag hatte die Politik aufgefordert, die Zahl der Studienplätze zu erhöhen. © hil/sb/aerzteblatt.de

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