Ärzteschaft
KBV und Ersatzkassen informieren über rationalen Antibiotikaeinsatz
Montag, 18. November 2019
Berlin – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Verband der Ersatzkassen (vdek) stellen Ärzten und Patienten anlässlich des Europäischen Antibiotikatages am 18. November Informationsmaterialien zur rationalen Antibiotikatherapie bereit.
Dabei handelt es sich um Patientenflyer und Verordnungsempfehlungen für Ärzte, die im Rahmen des Projektes „RESISTenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen“ (RESIST) entstanden sind.
„Insgesamt ist die Zahl der Antibiotikaverordnungen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Das ist erfreulich“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzender der KBV, Stephan Hofmeister. Während 2010 noch 562 Verordnungen durch niedergelassene Ärzte pro 1.000 Versicherten ausgestellt worden seien, seien es 2018 nur noch 446 gewesen.
Aufklärungsarbeit bleibe aber ein wichtiges Thema – gerade deshalb habe man gemeinsam mit dem Institut für Allgemeinmedizin der Universität Rostock sowohl ein zielgerichtetes Angebot an Materialien für Patienten als auch unterstützende Online-Fortbildungen für die ärztlichen Kollegen entwickelt.
Die KBV und der vdek zogen eine positive Zwischenbilanz zum Projekt „RESIST“, das der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit insgesamt rund 14 Millionen Euro fördert. Ziel des Projekts ist es, unnötige Antibiotikaverordnungen bei akuten Atemwegsinfekten zu vermeiden und die Verschreibung von Breitspektrumantibiotika zu verringern. Erste vorläufige Auswertungen zeigen laut den Projektpartnern, dass die Verordnungsraten bei den teilnehmenden Ärzten gesunken sind.
„Rund 90 Prozent der Atemwegsinfekte werden durch Viren ausgelöst, aber Antibiotika wirken nur gegen Bakterien“, sagte Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek. Durch die Veröffentlichung der Praxismaterialien könne man hoffentlich noch mehr Ärzte und Patienten dafür gewinnen, Antibiotika bei Atemwegserkrankungen nur anzuwenden, wenn es medizinisch notwendig sei.
Die jetzt verfügbaren Materialien wurden zwei Jahre lang in knapp 2.500 niedergelassenen Arztpraxen in den Regionen Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein, Saarland und Westfalen-Lippe erprobt.
Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) fordert anlässlich des Antibotikatages mehr wirtschaftliche Anreize für die Entwicklung von Antibiotika und eine Aufweichung der Regelungen zu Festbeträgen und Rabattverträgen.
Weltweit seien in den vergangenen Jahrzehnten nur wenige Antibiotika aus neuen Wirkstoffklassen entwickelt und zugelassen worden. Das liege unter anderem „an hohen Entwicklungskosten und zu geringen Erträgen, weil innovative Antibiotika meist nur als Reserve zum Einsatz kommen“, so der Verband.
Der Europäische-Antibiotika-Tag findet jährlich am 18. November statt. Es handelt sich um eine Initiative des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in Stockholm. © hil/aerzteblatt.de

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