Ärzteschaft
Streit um Zahl der erforderlichen Medizinstudienplätze
Dienstag, 19. November 2019
Berlin – In der Frage, ob Medizinstudienplätze in Deutschland fehlen, um den Ärztemangel zu bekämpfen, haben Ärzteverbände heute Ansichten der Deutschen Hochschulmedizin und der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) widersprochen. Unikliniken und Studierende hatten kürzlich erklärt, der Ärztemangel würde nicht durch fehlende Studienplätze, sondern durch ein Verteilungsproblem ausgelöst.
Der Marburger Bund (MB) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BKVJ) machen hingegende fehlende Studienplätze aus. „Wer nur die Köpfe zählt und im Mangel lediglich ein Verteilungsproblem sieht, verschließt die Augen vor den tatsächlichen Verhältnissen“, sagte Susanne Johna, erste Vorsitzende des Marburger Bundes, heute.
Um für die Zukunft einer „Babyboomer-Ruhestandswelle“ gewappnet zu sein, brauche es mehr medizinischen Nachwuchs, kommentierte Johna weiter. Sie wolle attraktive Arbeitsbedingungen für die Anforderungen der jungen Generation schaffen, sowie eine gute Infrastruktur und gezielte Unterstützung der Niederlassung im ländlichen Raum.
In den kommenden fünf Jahren werde ein Viertel der Kinder- und Jugendärzte in den Ruhestand gehen und keine Nachfolger finden, sagte BVKJ-Präsident Thomas Fischbach gestern. Vor allem in den Randlagen der Städte und auf dem Land müssten Kollegen heute schon oft Patienten abweisen.
Grund dafür seien die seit einigen Jahren hohen Geburtenraten, ohne dass mehr Kinderärzte ausgebildet würden. „Der Bedarf an Kinder- und Jugendärzten wurde berechnet, als niemand den aktuellen Babyboom ahnte“, meinte Fischbach. Das Problem würde dadurch verstärkt, dass ambulante Versorger zudem immer mehr Leistungen übernähmen, die früher von Kliniken geleistet wurden. Auch gäbe es zunehmend chronisch kranke Kinder mit komplexen Erkrankungen.
„Um die medizinische Versorgung der Kinder und Jugendlichen zu sichern, brauchen wir mehr Studienplätze in Deutschland“, betonte Fischbach. Er rief Bund und Länder zum gemeinsamen Ausbau der Medizinstudienplätze auf. Laut Bundesgesundheitsministerium bräuchte Deutschland 15.000 Plätze, um die Qualität der medizinischen Versorgung zu sichern, 2018 waren rund 11.000 verfügbar.
Bereits im Mai dieses Jahres hatte der Deutsche Ärztetag eine Erhöhung der finanziellen Mittel um mindestens zehn Prozent verlangt. „Die Finanzierung von Bildung gehört zu den wesentlichen Säulen unseres Gemeinwesens. Es muss unser aller Anspruch sein, dass medizinischer Nachwuchs an staatlichen Universitäten ausgebildet wird, die einem gemeinsamen Ausbildungsstandard verpflichtet sind und allen Studierenden unabhängig von ihrer Einkommenssituation offenstehen“, bekräftigte Andreas Botzlar, zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes. © jff/aerzteblatt.de

Wieso dann nicht mehr?
Es gibt viele qualifizierte Leute, die nur aufgrund ihrer etwas schlechteren Abi Note nicht das studieren können, was sie gerne wollen. Warum also nur 1,0 Abi Schnitte und Leute mit ewigen Wartesemestern zulassen? In diesem Punkt stellt man sich selbst ein Bein wie ich finde.

Kleine Anmerkung dazu
HEUTE sind 65% der Studienangänger*innen weiblich. Frauen achten mehr auf die "work-life-balance", lassen sich nicht in der Klinikhierarchie ausbeuten, wollen lieber weniger arbeiten als (gut bezahlte wie unbezahlte) Überstunden kloppen.
Studien zeigen, dass Ärztinnen weniger verdienen, weil sie weniger arbeiten WOLLEN. Um einen niedergelassenen Arzt (männlich) zu ersetzen, sind 1.5 angestellte Ärzte (männlich) erforderlich, um einen angestellten Arzt zu ersetzen, sind wiederum 1.5 Ärztinnen erforderlich.
Gundsätzlich sind heute für die Versorgung der gleichen Patientenzahl 1.5-2-mal soviele Ärzt*innen erforderlich!

Zahl der Studienplätze
ABER : auch in den Städten sind die Wartezeiten krass, also fehlen auch da Ärzte. Die steigenden Geburtenraten sind ein - zukünftiger - Aspekt. Der ausschlaggebende aktuelle ist aber die stetig gestiegene Lebenserwartung, lange bekannt. In dieser Hinsicht hätten schon längst mehr Ärzte ausgebildet werden müssen, und zwar an staatlichen Universitäten unter einheitlichen und allgemein akzeptierten Qualitätsnormen. Statt dessen entwickelt sich eine Tendenz, die Ausbildung zu einem Renditeobjekt an privaten Hochschulen zu machen. Verhängnisvoll.

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