Vermischtes
Organisationale Gesundheitskompetenz in den Fokus rücken
Dienstag, 19. November 2019
Bergisch Gladbach – Das Deutsche Netzwerk Gesundheitskompetenz (DNGK) hat ein Positionspapier zur Organisationalen Gesundheitskompetenz in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung vorgelegt.
Damit will der Verein stärker als bisher das Augenmerk darauf lenken, dass es nicht nur der einzelne Mensch ist, der die Verantwortung für seine Gesundheit übernehmen und Gesundheitskompetenz erlangen muss, sondern ebenso Sache der Gesellschaft und der Versorgungseinrichtungen. Dies sei nicht zuletzt den Überlegungen zur sozialen Ungleichheit geschuldet, heißt es in der Präambel des Papiers.
Vor diesem Hintergrund schlagen die Autoren eine neue Definition von Health Literacy vor: „Gesundheitskompetenz ist der Grad, zu dem Individuen durch das Bildungs-, Sozial- und/oder Gesundheitssystem in die Lage versetzt werden, die für angemessene gesundheitsbezogene Entscheidungen relevanten Gesundheitsinformationen zu finden, zu verarbeiten und zu verstehen.“
Das verdeutliche, dass sowohl individuelle Fähigkeiten und Eigenschaften als auch gesellschaftliche Strukturen und organisationale Bedingungen Gesundheitskompetenz ermöglichten. Gesundheitskompetenz sei als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen.
Adressaten des Papiers sind alle Einrichtungen, die Bürger oder Patienten im Zusammenhang mit Gesundheitsfragen und -entscheidungen aufsuchen, allen voran etwa Krankenhäuser, Arzt- und Psychotherapeutenpraxen, Apotheken oder Gesundheitsberatungsstellen.
In acht Thesen bereiten die Autoren auf, was organisationale Gesundheitskompetenz ausmacht. Dazu gehört unter anderem, dass Einrichtungen der Gesundheitsversorgung Rahmenbedingungen benötigen, die ihre Anstrengungen für ein patientenzentriertes, die Gesundheitskompetenz förderndes Handeln unterstützen.
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Zudem sei die ideelle und finanzielle Förderung organisationaler Gesundheitskompetenz eine gemeinschaftliche Verpflichtung und Aufgabe aller Akteure der Versorgung. Organisationale Gesundheitskompetenz bedeutet dem Papier zufolge zudem einen Perspektivwechsel: „Nicht der Einzelne braucht Fähigkeiten, um ein komplexes Gesundheitssystem zu durchdringen, sondern das System muss Strategien bereitstellen, um der Komplexität der Menschen gerecht zu werden.“
Um organisationale Gesundheitskompetenz im bestehenden Gesundheitssystem voranzubringen, sei eine Vielzahl von Maßnahmen unter Einbeziehung aller Adressaten und der Patienten erforderlich. Dazu zählen etwa die Dokumentation bestehender Initiativen und Instrumente sowie von Beispielen gelungener Umsetzung, die Implementierung verlässlicher Gesundheitsinformationen im Sinne der „Guten Praxis Gesundheitsinformation“ sowie die Weiterentwicklung von Standards.
Zudem seien adressatengerechte Strategien zur Förderung der Gesundheitskompetenz der unterschiedlichen Nutzergruppen unter Berücksichtigung besonderer Belange von Menschen mit geringen sozio-kulturellen und ökonomischen Ressourcen, Menschen mit Migrationshintergrund, mit chronischer Erkrankung, mit Behinderung oder im höheren Lebensalter erforderlich.
Das Papier wurde federführend von Corinna Schaefer vom ÄZQ – Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin, Eva Maria Bitzer, Pädagogische Hochschule Freiburg/Breisgau und Marie-Luise Dierks, Medizinische Hochschule Hannover, erarbeitet. © KBr/aerzteblatt.de

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