Medizin
Impfstoff gegen E. coli erzeugt Immunität im Darm
Donnerstag, 21. November 2019
Göteborg – Ein Impfstoff gegen enterotoxische Escherichia coli-Bakterien (ETEC), den schwedische Forscher entwickelt haben, hat sich in einer ersten klinischen Feldstudie in Lancet Infectious Diseases (2019; doi: 10.1016/S1473-3099(19)30571-7) als sicher erwiesen und bei mehr als der Hälfte der Kinder die Bildung protektiver Antikörper erzielt.
Ein Impfstoff gegen ETEC zählt seit längerem zu den Prioritäten der Weltgesundheitsorganisation. Der Erreger gehört in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen zu den häufigsten Auslösern von Durchfallerkrankungen. Aber auch die Reisediarrhö von Touristen aus reicheren Ländern wird häufig durch ETEC verursacht.
Die Herstellung eines Impfstoffs hat sich als schwierig erwiesen, da die ETEC-Stämme immunologisch heterogen sind. Bisher hat es kein Impfstoff bis zur Zulassung geschafft. Der neue Impfstoff ETVAX, den Forscher der Universität Göteborg zusammen mit Scandinavian Biopharma, Stockholm, entwickelt haben, besteht aus vier rekombinanten E. coli-Stämmen, auf deren Oberfläche in größerer Anzahl die Adhäsine CFA/I, CS3, CS5 und CS6 gebildet werden. Außerdem ist das rekombinante Protein LCTBA enthalten. Es handelt sich um eine Hybrid-B-Untereinheit des hitzelabilen Enterotoxin kombiniert mit einem Choleratoxin.
Der orale Impfstoff ETVAX wurde in einer Phase 1/2-Studie an 430 Säuglingen und Kleinkindern in Bangladesh erprobt. Die Kinder erhielten zwei Impfdosen mit drei verschiedenen Konzentrationen des Lebendimpfstoffs (mit oder ohne Zusatz des Adjuvans dmLT) oder Placebo.
Wie das Team um Ann-Mari Svennerholm von der Universität Göteborg berichtet, hat sich die Impfung als sicher erwiesen. Die häufigste Nebenwirkung war ein Erbrechen. Es trat bei 15 Prozent der 6 bis 11 Monate alten Kinder auf, in den höheren Altersgruppen war es seltener. Das Erbrechen war meist milde und würde nach Einschätzung von Svennerholm den Einsatz des Impfstoffes nicht infrage stellen.
Bei 80 bis 100 Prozent der Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren und bei 50 bis 80 Prozent der Säuglinge im Alter von sechs bis elf Monaten kam es zur Bildung von IgM-Antikörpern in den Lymphozyten der Darmschleimhaut.
Ob die Antikörper die Kinder vor Durchfallerkrankungen schützen, wurde noch nicht untersucht. Der nächste Schritt besteht in einer Phase-1-Studie in Sambia mit 250 Teilnehmern bis zu einem Alter von 6 Monaten und einer Phase-2b-Studie in Gambia mit 5.000 Kindern. Ein Vorläufer des jetzigen Impfstoffs war nach günstigen Ergebnissen in Bangladesch in einer Studie in Ägypten gescheitert. © rme/aerzteblatt.de
- Abstract der Studie
- Pressemitteilung der Universität Göteborg
- Pressemitteilung des Herstellers
- Registrierung der Studie
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