Vermischtes
Fast-Food-Werbung wirkt stärker auf Kinder als elterliches Vorbild
Freitag, 22. November 2019
Berlin – Der Einfluss von Werbung ist stärker als ein gesundes Vorbild der Eltern, zeigt eine neue Studie. Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) nimmt die Ergebnisse zum Anlass, erneut ein Werbeverbot für ungesundes Essen im Kinderfernsehen zu fordern.
Der Studie zufolge, die in der Septemberausgabe des ernährungswissenschaftlichen Journals Appetite (DOI 10.1016/j.appet.2019.05.012) erschienen ist, haben übergewichtige Kinder ein vier- bis fünffach erhöhtes Risiko für Übergewicht in der Jugend, sowie ein signifikant erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit im Erwachsenenalter.
„Die Vorschuljahre sind eine prägende Zeit, in der sich Vorlieben und Essgewohnheiten ausbilden“, schreiben die Autoren um Jennifer A. Emond. Vorschulkinder seien darüber hinaus deutlich vulnerabler für Werbung, „weil sie unfähig sind, die Absichten der Werbung zu verstehen“, erklärten die Forscher des Dartmouth College in Hanover, im Bundesstaat New Hampshire der USA.
Sie hatten bei 624 Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren und je einem Elternteil über ein Jahr verfolgt, inwieweit das Fernsehverhalten mit dem Fast-Food-Konsum korrelierte. Dabei wurden in achtwöchigen Abständen mittels Onlinefragebögen erfasst, welche Sender die Kinder geschaut hatten und welche Schnellrestaurants besucht wurden.
Aus einer Datenbank konnte die im Sender ausgespielte Werbung mit dem Essverhalten abgeglichen werden. Als Baseline wurde zu Beginn auch die bisherigen Fernseh-, wie auch Fast-Food-Vorlieben der Kinder abgefragt. Die Eltern mussten zudem Angaben über ihr eigenes Fast-Food-Verhalten machen.
Ergebnisse zeigen die Effektivität der Werbung
Bei den Ergebnissen fiel den Forschern besonders die Marke McDonald’s auf. Diese war für mehr als 70 Prozent der ausgespielten Werbung verantwortlich und ebenso für den größten Teil des Fast-Food-Konsums. Daher beziehen sich die Forschungsergebnisse ausschließlich auf diese Werbung und ihre Wirkung.
Es wurden zwei Hauptergebnisse erfasst: Zum einen verdoppelte sich der Fast-Food-Konsum, in Familien in denen Eltern selbst wenig Fast Food essen, nachdem die Kinder entsprechender Werbung ausgesetzt waren. Zum anderen war der Konsum mehr als doppelt so hoch, wenn Eltern selbst mehrfach im Monat Fast Food aßen. Dieser Effekt wurde von der Werbung nicht nennenswert beeinflusst.
In einem Nebeneffekt konnte beobachtet werden, dass mehrere zuhause lebende Erwachsene und ein höherer elterlicher Bildungsgrad mit geringem Konsum von Fast Food assoziiert waren.
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„Unsere Resultate zeigen, dass protektive Einflüsse restriktiver elterlicher Fast-Food-Essgewohnheiten von der kindlichen Exposition durch Fast-Food-Werbung überschrieben werden“, schlossen die Wissenschaftler.
„Solche Werbung konterkariert alle Bemühungen, Kindern gesunde Ernährung zu vermitteln“, kommentierte Barbara Bitzer, DANK-Sprecherin und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft. DANK setzt sich aus 22 wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen zusammen.
„Selbstverpflichtungen der Industrie haben sich hier als wirkungslos erwiesen. Daher hilft nur ein Verbot, um Kinder vor dem gesundheitsschädlichen Einfluss von Werbung zu schützen“, sagte Bitzer weiter. Auch die WHO empfehle ein Werbeverbot als Maßnahme gegen Übergewicht bei Kindern. © jff/aerzteblatt.de

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