Medizin
Wissenschaftler beschreiben Vorformen der Multiplen Sklerose
Freitag, 22. November 2019
München – Die Arbeit mit Zwillingen hat es einem Forscherteam des Instituts für Klinische Neuroimmunologie der Ludwigs-Maximilians-Universität in München ermöglicht, früheste Stadien der Multiplen Sklerose (MS) zu identifizieren und näher zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass bereits im allerfrühesten Stadium der MS-Entstehung 3 wesentliche Komponenten des Immunsystems beteiligt sind. Die Arbeit ist im Journal of Clinical Investigation erschienen (DOI: 10.1172/JCI128475).
Obwohl inzwischen viele Einzelschritte der MS-Krankheitsentstehung aufgeklärt sind, bleiben die krankheitsauslösenden Mechanismen – und somit die Ursache der MS – laut den Forschern rätselhaft. „Eines der größten Hindernisse für die Ursachenforschung besteht in der Tatsache, dass die MS erst dann diagnostiziert werden kann, wenn die ersten Symptome auftreten. Zu diesem Zeitpunkt sind aber die autoaggressiven Attacken des Immunsystems auf das Gehirn längst in vollem Gange“, hieß es aus der Arbeitsgruppe um Klaus Dornmair. Dies sei bekannt, weil in seltenen Fällen MS-typische Veränderungen als stumme Vorboten der MS zufällig in kernspintomografischen Untersuchungen des Gehirns (MRT) entdeckt würden.
Die Forscher arbeiteten bei ihrer Studie mit der an ihrem Institut etablierten „Nationale Zwillingskohorte“. Diese umfasst inzwischen 78 eineiige Zwillingspaare, die zwischen 21 und 50 Jahre alt sind und bei denen jeweils ein Zwilling an MS erkrankt ist, während der andere Zwilling nach klinischen Kriterien gesund ist. Allerdings haben die gesunden Zwillingsgeschwister ein hohes familiäres Risiko, an MS zu erkranken. Deswegen bieten sie laut den Forschern die Möglichkeit, die allerfrühesten Stadien der MS-Entstehung zu untersuchen.
Tatsächlich zeigten einige der klinisch gesunden Zwillinge im MRT im beziehungsweise bei Liquoranalysen MS-typische Veränderungen – sie hatten Anzeichen einer „subklinischen Neuroinflammation“ (SCNI). Mittels einer als „RNA-seq“ bezeichneten Methode haben die Forscher bei ihnen das sogenannte Transkriptom von insgesamt 2.752 Liquorzellen untersucht. Das „Transkriptom“ bezeichnet die Gesamtheit der aktiv ausgelesenen Gene. Dabei stellte sich heraus, dass bereits im allerfrühesten Stadium der MS-Entstehung die CD8+ T-Lymphozyten, die CD4+ T-Lymphozyten sowie die B-Lymphozyten an der SCNI beteiligt waren.
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Besonders auffällig waren laut den Forschern die CD8+ zytotoxischen T-Lymphozyten. Diese Art von Zellen dominiert auch in den entzündlichen Infiltraten im Gehirngewebe von MS-Patienten. „Die aktuellen Befunde geben Anlass, den CD8+ T-Zellen höchste Aufmerksamkeit zu schenken, da dieser Zelltyp offensichtlich bereits von Anfang an bei der MS-Entstehung eine herausragende Rolle spielt“, hieß es aus der Arbeitsgruppe. © hil/aerzteblatt.de
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