Medizin
Öffentliches Grün erhöht die Lebenserwartung
Freitag, 22. November 2019
Denver – Wer in der Nähe von Parks, Wäldern oder anderen Grünflächen lebt, darf nach den Ergebnissen einer Meta-Analyse in Lancet Planetary Health (2019; 3: 469-77) auf ein längeres Leben hoffen.
Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt mittlerweile in Städten. Viele kennen Wiesen und Felder nur aus den Medien. Der zunehmende Mangel an Grünflächen in den Städten schadet nach Ansicht von Umweltmedizinern der Gesundheit. Grünflächen bieten nicht nur die Gelegenheit, sich sportlich zu betätigen. Parks sind in vielen Städten auch Orte der Stille, sie schützen vor den Abgasen des Verkehrs, mildern die Sommerhitze und werden als stressarme Umgebung empfunden.
Seit einiger Zeit untersuchen Epidemiologen den Einfluss von städtischem Grün auf die Gesundheit. Ein wichtiges Instrument sind dabei Satellitenaufnahmen, mit denen sich der Anteil der Grünflächen relativ einfach messen lässt. Ein häufig verwendeter Vegetationsindex ist der NDVI (für „Normalized Difference Vegetation Index“). Der NDVI kann Werte zwischen −1 und +1 annehmen, wobei negative Werte vor allem Wasserflächen kennzeichnen. Auf dem Land entspricht ein Wert zwischen 0 und 0,2 einer vegetationsfreien Fläche. Dazu gehören neben den Wüsten auch viele Innenstädte. Ein Wert nahe 1 entspricht einer üppigen Vegetation.
In den letzten Jahren haben 9 Studien den NDVI mit der Lebenserwartung in Beziehung gesetzt. Jeweils 2 Studien wurden in den USA und Kanada durchgeführt, die übrigen in Australien, China, der Schweiz, Spanien und Italien. Ein Team um David Rojas-Rueda von der Colorado State University in Fort Collins bei Denver hat die Ergebnisse jetzt in einer Meta-Analyse zusammengefasst. Alle Studien kamen zu dem Ergebnis, dass die Nähe zu Grünflächen sich günstig auf die Lebenserwartung auswirkt. In 7 der 9 Studien war die Assoziation signifikant.
zum Thema
- Abstract der Studie in Lancet Planetary Health
- Pressemitteilung des Barcelona Institute for Global Health
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aerzteblatt.de
Rojas-Rueda kommt in der zusammenfassenden Analyse zu dem Ergebnis, das mit jeder Zunahme des NDVI um 0,1 Punkte (also grob um 10 %) in den 500 Metern um den Wohnort herum die Sterblichkeit um 4 % sinkt. Die gepoolte Hazard Ratio von 0,96 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,94 bis 0,97 signifikant. Die Forscher betrachten ihre Untersuchung als wichtigen Beitrag für ein Health Impact Assessment, mit dem sich die Auswirkung der Städteplanung auf die Gesundheit bewerten lässt. Als nächstes wollen sie berechnen, wieviele vorzeitige Todesfälle sich durch die Ausweitung von Grünflächen in den Städten vermeiden ließe. © rme/aerzteblatt.de
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