Politik
Friedrich-Ebert-Stiftung macht Vorschläge zur Neuausrichtung der Pflegepolitik
Mittwoch, 27. November 2019
Bonn – Die Betreuung von pflegebedürftigen Menschen in Deutschland muss fundamental umgebaut werden. Dieser Ansicht ist die Friedrich-Ebert-Stiftung, die ein Positionspapier zum Umbau der Pflegepolitik erarbeitet hat.
Danach sollte die Politik die finanzielle Belastung für Pflegebedürftige und Angehörige begrenzen, Beratung, Begleitung und Prävention stärken und rechtssichere Rahmenbedingungen für die Betreuung in privaten Haushalten schaffen.
„Die finanzielle Überforderung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen, aber auch zunehmend der örtlichen und überörtlichen Sozialhilfeträger, macht immer deutlicher, dass die Pflegeversicherung in der Realität keine echte Risikoabsicherung darstellt“, heißt es in dem Papier.
Sie sei in der Praxis lediglich eine gesetzliche Zuschussregelung für Pflegeleistungen. Die Eigenanteile sollten laut Stiftung daher gedeckelt werden, eine Pflege-Bürgerversicherung sollte eingeführt und die Finanzierungspflichten des Staates zur Sicherung einer bedarfsgerechten Pflegeinfrastruktur sollten gesetzlich fixiert werden.
Die Stiftung fordert zudem, die Beratungs- und Präventionsleistungen zu verbessern. „Die gesetzlichen Pflege‐ und Versorgungsleistungen und das komplexer werdende Versorgungsangebot in Gesundheit und Pflege fordern eine bedarfsgerechte professionelle Beratung und Begleitung der Hilfesuchenden“, so die Autoren des Positionspapiers.
Nur mit einem tatsächlich realisierten Rechtsanspruch könnten die komplexen Versorgungsbedarfe für alle pflegebedürftigen und multimorbiden Menschen sachgerecht, passgenau und rechtzeitig sichergestellt werden. „Dazu müssen auch die aktuellen und zukünftigen Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt werden“, heißt es.
Die Friedrich-Ebert-Stiftung fordert, die Aus‐ und Weiterbildungskapazitäten für Pflegeberufe „erheblich zu erweitern“. Außerdem sollten sich die Arbeitsbedingungen für Pflegefachpersonen verbessern.
„Ein wichtiger Schritt muss sein, dass die große Zahl ausgebildeter Fachkräfte länger und mehr Stunden als bisher im erlernten Beruf arbeiten. Um das zu erreichen, sind die Einkommens‐ und Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Pflegeberuf und Familie zu fördern“, heißt es in dem Papier.
Wichtig ist laut der Stiftung zudem, einen rechtssicherer Rahmen für die meist aus Osteuropa stammenden Betreuungskräfte in Privathaushalten zu schaffen. „Betreuung zu Hause sollte für alle legal möglich sein, die sie benötigen“, so die Autoren des Papiers. © hil/aerzteblatt.de

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