Politik
Bayerns Pläne für Homöopathiestudie lösen Kritik aus
Mittwoch, 27. November 2019
München – Anfang November hatte der bayerische Landtag beschlossen, eine Studie dazu in Auftrag zu geben, ob mit Hilfe homöopathischer Präparate der Einsatz von Antibiotika verringert werden kann. Die Studie ist Teil eines größeren Maßnahmenpaketes, mit dem die Initiatoren Todesfälle durch multiresistente Keime vermeiden wollen. Fachleute sind entsetzt.
„Ich bin überrascht, dass die Studie in Auftrag gegeben wird und weiß nicht, welchen Mehrwert das bringen soll“, sagte Stephan Sieber von der Technischen Universität München. „In der Wissenschaft gibt es keine Belege dafür, das Homöopathie wirkt.“ Homöopathie könne weder den Einsatz von Antibiotika reduzieren noch die Abwehrkräfte stärken, sagte der Professor für organische Chemie.
Als besonders umstritten gilt ein Passus des Antrags, in dem einer homöopathischen Behandlung unter Berufung auf eine nicht näher genannte Studie ein Nutzen bei einer schweren Sepsis zugesprochen wird. „Das ist höchst gefährlich“, erklärte Sieber. „Bei einer schweren Sepsis muss die bakterielle Last gesenkt werden. Das geht mit Antibiotika“, so der Experte. „Der Nutzen einer homöopathischen Zusatzbehandlung ist nicht erkennbar.“
„Ich verstehe die Aufregung nicht“, sagt hingegen der CSU-Politiker Bernhard Seidenath. „Jeder keilt sich an dem Thema Homöopathie fest.“ Dieses komme nur am Rande vor und sei Teil eines größeren Maßnahmenpaketes, mit dem multiresistente Keime bekämpft werden sollen. Der Landtagsabgeordnete aus Dachau hatte daran federführend mitgewirkt.
Seidenath betonte, man wolle „versuchen, alle Register zu ziehen, um die Wirksamkeit von Antibiotika zu erhalten und Resistenzen zu vermeiden“. Dafür dürfe nichts unversucht und nichts ununtersucht bleiben. Er hält das Geld für die Studie – Seidenath geht von rund 300.000 bis 400.000 Euro Kosten aus – für „sinnvoll investiert“.
Nun muss die bayerische Staatsregierung die Analyse in Auftrag geben. Einen Zeitplan gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums noch nicht. Aus der Behörde heißt es, nichts spreche gegen eine Studie, „sofern diese – vorzugsweise durch eine universitäre Einrichtung – nach wissenschaftlichen Kriterien konzipiert und durchgeführt wird“.
Ein Ministeriumssprecher räumte aber auch ein, dass die Wirksamkeit vieler homöopathischer Methoden nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin nicht nachgewiesen sei. „Die Ergebnisse geben keine belastbaren Hinweise auf eine Wirksamkeit, welche über die bekannten positiven Placeboeffekte von Ritualen, Gespräch und Zuwendung hinausreichen.“
Homöopathie gehört in Deutschland nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Allerdings erstatten viele Krankenkassen Behandlungskosten für Naturheilverfahren über ihre Satzungsleistungen. Dies ist immer wieder Anlass für Debatten. In Frankreich sollen homöopathische Arzneimittel mangels erwiesener Wirksamkeit ab 2021 nicht mehr erstattet werden.
Im Kampf gegen multiresistente Keime hatte Bayerns Staatsregierung 2017 einen Aktionsplan verabschiedet. Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) setzt vor allem auf einen verantwortungsvollen und reduzierten Umgang mit Antibiotika. Auch Experte Sieber sagt: „Der Einsatz von Antibiotika lässt sich am wirksamsten dadurch verringern, dass sie zum Beispiel nicht bei viralen Infektionen eingesetzt werden.“ © dpa/aerzteblatt.de

Bund fördert Thierhomöopathie!
"Per Hotline können sich Schweizer Bauern vom Tierhomöopathen beraten lassen. Damit soll der Antibiotikaverbrauch in der Landwirtschaft gesenkt werden. Die Massnahme hat Erfolg – weshalb der Bund nun über eine weitere Förderung nachdenkt."
https://www.blick.ch/news/politik/bund-foerdert-komplementaermedizin-in-der-landwirtschaft-globuli-erobern-den-kuhstall-id15679125.html

Da breche ich doch eine Lanze für die Ärzte
Die Kunst ist, ärztliches Handeln zu hinterfragen u. zu reflektieren, denn wie Naturfreund mit seinem Link aufzeigt, ist es MITUNTER geschickter homöopathisch zu behandeln oder "die Hand aufzulegen".
Mit dieser reflektierten Beurteilung ist jedoch Otto Normalpatient zumeist überfordert.
Medizinisch-fachlich zeigt sich dieses Problem an der Aufwertung bzw. Installation der ärztlichen Zweitmeinung; immerhin eine gute Entwicklung.
Noch einmal, es geht nicht um ein Entweder-Oder, nicht um einen "Krieg" zwischen Komplementärmedizin u. Schulmedizin, sondern um ein patientenorientiertes kollegiales Miteinander.

@Naturfreund

Homöpathie statt Antibiotika
Was ich studiert habe? Das persönliche Interesse rührt mich. Wird hier jedoch nicht verraten, es sei jedoch angedeutet, dass es sich um ein Studium im Gesundheitsbereich handelt. By the Way: Der "Milchwirt" = Medizinjournalist schießt zwar mitunter übers Ziel hinaus, wird jedoch nicht von Big Pharma unterstützt u. glänzt mitunter durch gute Recherchearbeit.
Zeit brauchen meine Postings weniger, ich kann 10-Finger-System (blind schreiben), und flugs habe ich für alle noch einige hervorragende evidenced-based Erkenntnisse zur Überlegenheit von Homöopathie gegenüber Antibiotika:
https://www.carstens-stiftung.de/artikel/mehr-homoeopathie-weniger-antibiotikaresistenzen.html
Zusammenfassung hier (Zitat):
"Fazit
Die Studienlage spricht dafür, dass Antibiotika bei URTIs vermutlich mehr Schaden als Nutzen anrichten."
Wie man unschwer erkennen kann, ist die Studienlage für die homöopathische Behandlung wieder einmal besser als für die schulmedizinische Vorgehensweise.
Aber sorry, ich habe vergessen, es "gibt ja keine Studien zur Wirksamkeit über Placebo" :-).

@Mitdenker
Ja, das haben wir bezüglich Ihrer Kommentar zu Homöopathie u. Impfungen verstanden... Als offenbar bezahlter Lobbyist lassen Sie keine Gelegenheit aus, Ihr Weltbild zu präsentieren.
Wenn Sie Kollegen Schätzler schon fragen, ob er Medizin studiert hat: Was haben Sie eigentlich studiert? Oder sind Sie auch Milchwirt, Landwirt oder ein Medizinexperte h.c?
Falls Sie Arzt sein sollten, haben Sie offenbar sehr viel Zeit für Ihre Kommentaraktivitäten.

War ja klar...
Und - werter "Kollege" Schätzler, auch "Kasuistiken" sind durchaus interessant (deutlich über Null), vor allem wenn Frau Gnadl 100e von Höfen u. X Molkereien berät und mehr als EIN Tier im Stall hat. Da von einer "Kasuistik" zu reden -, haben Sie wirklich Medizin studiert? Wie dem auch sei, ich helfe Ihnen gerne mit einer Definition weiter u. mit dem Hinweis, dass die Medizin Kasuistiken durchaus als induktive Erkenntnisquelle nutzt:
"Die klinische Medizin benutzt den Begriff bei der Beschreibung von einzelnen, oft paradigmatischen und propädeutischen Fallbeschreibungen bei Krankheitsverläufen (Patientengeschichten, Narrative Medizin).[4] " (Wikepedia)
Aber statt mal zu sagen: "Aha, interessant!" wird nur wieder beleidigt u. der Diskussionspartner herabgewürdigt. Aber letztlich Danke dafür, der geneigte Mitleser dürfte inzwischen bemerkt haben, wie das hier läuft.

Frau Gnadl
Natürlich gibt es keinen Beleg für die Behauptung "antibioticafrei" - was macht die Dame wohl bei infektiösen Komplikationen? Schnell verkaufen? Notschlachten?
Bis in die 50er-Jahre gab es ja auf der ganzen Welt nur "antibioticafreie Tierhaltung". Da musste dann halt öfter die Milch kranker Tiere weggeschüttet werden, und der Zuchterfolg war schlechter.
Wieviele Kälber wegen des Antibiotikaverzichts sterben, gibt Frau Gnadl ja nicht bekannt
Es ist bekannt, dass die Todesrate von Ferkeln in der biodynamischen Schweinezucht bis zu 40% und höher beträgt (Bauern, die das beklagen, wird unterstellt, sie würden etwas falsch machen)

@ NICHT-"MITDENKER"
Doch für den Nachweis von ü b e r Placebo-Effekte hinausgehende Wirkungsweisen, wie Sie als besonders kluger und von sich penetrant selbst überzeugter "Mitdenker" immer wieder behaupten und fordern, bzw. auch für den „Placebo by Proxy-Effekt“ – also Placebo durch Zuwendung, wie sie es bezeichnen, fehlen Kasuistik-typisch jegliche Vergleichsgruppen.
Deshalb tendiert die Aussagekraft Ihres Kommentars mal wieder, wie so oft, gegen Null, weil Ihnen systematisch-wissenschaftliches Denken und Humanmedizin vollkommen fremd sind.
Ich bin übrigens mit einer Landwirtschafts-Familie sehr gut befreundet, die in ihrer konventionellen-Kälberzucht ohne jeglichen Einsatz von Homöopathika oft auch jahrelang kein Antibiotikum benötigt.
Mf+kG, Dr. med. Thomas g. Schätzler, FAfAM Dortmund

Und manche sind noch schlauer...
"Neben der Tätigkeit als Tierheilpraktikerin und Dozentin bewirtschaftet Birgit Gnadl mit ihrer Familie einen modernen Bio-Milchviehbetrieb mit 45 Kühen im Chiemgau. Seit 22 Jahren ist der eigene Betrieb Antibiotikafrei. Es wird nur mit homöopathischen Einzelmitteln behandelt. Seit sechs Jahren werden Homöopathika teilweise sogar über den Melkroboter mit Hilfe des IGARI®-Homöopathie Sprühsystems den Kühen auf die Nase gesprüht. Dadurch ist auch der „Placebo by Proxy-Effekt“ – also Placebo durch Zuwendung – ausgeschlossen."
Mehr dazu hier:
https://www.bph-online.de/antibiotika-frei-seit-22-jahren/

Die Bayern sind schlau
https://www.infranken.de/ueberregional/politik/homoeopathie-statt-antibiotika-fraenkischer-politiker-versteht-aufregung-nicht;art89930,4601242

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