Politik
Zwanzig Prozent weniger Krankenhäuser in zehn Jahren
Donnerstag, 12. Dezember 2019
Berlin – Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, erwartet einen deutlichen Rückgang der Krankenhauskapazitäten in Deutschland. Es werde allerdings sicherlich noch zehn Jahre brauchen, bis etwa zehn bis 20 Prozent der Standorte in Deutschland abgebaut seien, sagte Gaß heute auf dem 13. Nationalen Qualitätskongress in Berlin.
Diesen Prozess hält er für richtig. „Wir haben uns zur Strukturveränderung im stationären Sektor bekannt“, sagte der DKG-Präsident. „Wir haben akzeptiert, dass wir nicht mehr alle Standorte haben werden, die es heute gibt, und dass es einen Abbau von Standorten gibt und geben muss.“
Er forderte allerdings, dass dieser Wandel gestaltet wird. „Die zunehmende Zahl an Insolvenzen aber, die wir heute haben, ist nicht das Ergebnis eines geplanten Strukturwandels, sondern es ist das Ergebnis einer Uneinheitlichkeit zwischen Bundespolitik und Landespolitik“, kritisierte Gaß.
„Während die Bundespolitik die Rahmenbedingungen verschärft, um Strukturveränderungen herbeizuführen, halten die Bundesländer nach wie vor weitgehend an ihren Standorten fest.“ Es sei allerdings die Aufgabe der Politik zu entscheiden, wie viele Krankenhäuser am Ende in Deutschland übrigbleiben sollten.
„Eine der verlogensten Diskussionen überhaupt“
Der unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Josef Hecken, kritisierte Landespolitiker dafür, an nicht notwendigen Krankenhäusern festzuhalten. „Die Diskussion um die Krankenhauspolitik ist eine der verlogensten Diskussionen überhaupt“, sagte Hecken.
„Auf der einen Seite fordern Politiker mehr Qualität in den Krankenhäusern, auf der anderen Seite verhindern sie, dass kleine Krankenhäuser schließen.“ Hecken nannte ein Beispiel: „Im Saarland gibt es ein Krankenhaus mit 52 Betten, das eine Auslastung von unter 50 Prozent in den vergangenen vier Jahren hatte. Der Träger selbst wollte es schließen.“ Ein Versorgungsproblem habe sich dabei nicht abgezeichnet, weil zwei größere Krankenhäuser desselben Trägers einige Kilometer entfernt lägen.
Die Landespolitik habe jedoch „reflexartig“ darauf bestanden, dass dieses Krankenhaus erhalten werden müsse. Aus „politischem Opportunismus“ würden sich diese Politiker an kleine Einrichtungen klammern. Eine Folge davon sei, dass Personal in unwirtschaftlichen Einrichtungen eingesetzt werde.
Hecken kritisierte auch eine Passage aus dem bayerischen Koalitionsvertrag: „Es ist doch Irrsinn, dass in Bayern jetzt festgeschrieben wurde, dass jedes Krankenhaus erhalten werden soll und der Freistaat im Zweifel die Defizite der Krankenhäuser trägt – ganz egal, ob das Haus gebraucht wird oder nicht.“
Der Chief Medical Officer der Helios Health GmbH, Ralf Kuhlen, betonte: „Man bekommt nur das, was man incentiviert.“ Wenn es die Politik gewollt habe, dass in diesem Jahr 70 Krankenhäuser in die Insolvenz gegangen sind, wären die Anreize dafür allerdings sehr indirekt gewesen. „Ich hätte es gut gefunden, wenn mehr Anreize in Richtung Qualität gesetzt worden wären statt in Struktur- und Ausstattungsfragen“, sagte Kuhlen. „Wir sollten dafür bezahlt werden, was wir abliefern und nicht dafür, dass wir irgendwas tun.“ © fos/aerzteblatt.de

Glaube nur der Qualitätsstatistik, die du selbst gefälscht hast

Krankenhaus im Saarland
Das sind die Fakten:
1. das KH hatte folgende Abteilungen: Chirurgie, Innere, Intensiv, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Belegabteilungen mit weit über 100 Betten.
2. systematisch wurden Abteilungen zurückgefahren
3. der Träger hat Millionen für die Schließung von Bund und Land bekommen
4. die Versorgungslage ist momentan sehr schlecht. Die in der Nähe liegenden Kliniken sind nicht unter 45 Min. erreichbar und Patienten werden in weiter liegende Häuser transportiert
5. eine Bürgerinitiative kämpft seit längerem für eine neue Klinik um die Versorgung in unserem ländlichen Raum zu sichern und zu verbessern.

Verlogen, ja!
In Frankreich, wo man kleine Krankenhäuser erhält, habe ich nur zwei Stunden gewartet und meine Chemo - wie jeder französische Kassenpatient - in der Tagesklinik im Einzelzimmer bekommen. Hier gibt es auch gute Ärzte und Schwestern, aber die Chemo läuft dicht gedrängt in einem Saal mit bis zu 20 Patienten gleichzeitig ab, von denen die Häflte auf normalen Stühlen sitzen muss, davon 4 auf Holzbänken. In einer deutschen Klinik! Baut man weiter Kliniken ab, kann man die Chemo ja im Stehen geben oder die Patienten bringen Klappstühle mit.
Die Begleitmedikation wird ja immer besser, so dass Chemo gar nicht mehr so schlimm ist...
In Parsberg in der Oberpfalz, gehört zu dem rebellischen Bayern, macht man ein Akutkrankenhaus nach der Bertelsmann-Studie zu. In einem Umkreis von 30 km gibt es kein einziges Akutkrankenhaus!
Super, wenn da nachts eine Extrauteringravidität mit Bauch voll Blut bei KV-Dienstarzt oder Notarzt aufschlägt - die kommt nicht mehr lebend an, zumal ja der Rettungsdienst aus Kostengründen auch ausgedünnt wurde.
Wie Herr Hecken logisch erklären will, dass eine ständig älter werdende Bevölkerung immer weniger Krankenhausbetten und -Standorte braucht, wird für immer sein mystisches Geheimnis bleiben.
Worum es ihm wirklich geht ist der Profit des Medizin-Business. Je mehr die Klinikkonzerne Patienten in immer kürzerer Zeit durchschleusen bei 100% Belegung, um so größer wird deren Profit.
Wie wissen nicht, warum sich Herr Hecken genau dafür einsetzt.
Dr. med. Peter Pommer
Internist und Pneumologe
Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Parsberg I im Krankenstand

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