NewsPolitikLandtag in Mecklenburg-Vor­pommern für Erhalt von Geburtsstation in Crivitz
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Politik

Landtag in Mecklenburg-Vor­pommern für Erhalt von Geburtsstation in Crivitz

Freitag, 13. Dezember 2019

/dpa

Schwerin – Auf die Klinikkonzerne Mediclin und Asklepios wächst der Druck aus der Landespolitik in Mecklenburg-Vorpommern. Der Landtag forderte heute einstimmig den Erhalt der Station für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Mediclin-Klinik in Crivitz (Landkreis Ludwigslust-Parchim) sowie eine Lösung für die seit Juni geschlossene Kin­der­station in der Asklepios-Klinik Parchim.

Mit diesem Auftrag im Rücken soll Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) am nächsten Mittwoch und Donnerstag mit Konzernvertretern neu verhandeln. Er hatte zunächst das Vorhaben der beiden Konzerne mitgetragen, die Geburtshilfe in Crivitz zugunsten von Parchim zum Jahresende schließen. Nach massiven Protesten der Bevölkerung kritisierte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) das Ergebnis und beauftragte Glawe mit Neuverhandlungen.

Der Gesundheitspolitiker der Linken, Torsten Koplin, griff Glawe heute im Landtag hart an: „Wir brauchen keinen Minister, der die Arbeit der Krankenhauskonzerne macht, wir brauchen einen Minister, der die Interessen der Menschen dieses Landes vertritt“, sagte er.

Das Klinik-Thema kam über drei Dringlichkeitsanträge auf die Tagesordnung der Land­tags­sitzung. Während die Anträge von AfD und Linken scheiterten, trugen alle Abgeord­neten – auch die der Opposition – den Vorschlag der SPD/CDU-Koalition mit.

Mehr Baustellen

Darin wird verlangt, dass alle für die Standorte Crivitz und Parchim vorgesehenen Struk­turveränderungen sofort und bis auf weiteres gestoppt werden. Die medizinischen Ver­sor­gungsangebote an beiden Standorten sollen durch eine forcierte Personalgewinnung und auch durch die Nutzung innovativer Versorgungsmodelle fortgeführt werden.

Von der Regierung verlangt der Landtag grundsätzliche Überlegungen zur künftigen flä­chendeckenden medizinischen Standortsicherung und -entwicklung in Mecklenburg-Vor­pommern. Denn der Fall Crivitz/Parchim ist nicht die einzige Baustelle in der Klinik­land­schaft des Landes.

In Wolgast wurde vor drei Jahren die Kinderklinik geschlossen und in eine „Portalklinik“ umgewandelt, die nachts geschlossen ist. Stationäre Fälle werden in der Uniklinik Greifs­wald behandelt. Das sorgt für Unmut in der Region. Im DRK-Krankenhaus Neustrelitz (Meckenburgische Seenplatte) blieb der Kreißsaal vom 1. Juli bis 30. September wegen Personalmangels geschlossen.

Von den 37 Krankenhäusern im Nordosten haben noch 16 eine Entbindungsstation. Nur rund die Hälfte erreicht die immer wieder genannte Mindestzahl von 500 Geburten im Jahr, die für eine erfolgreiche Entbindungsstation als nötig angesehen werden, wie es hieß.

Der AfD-Politiker Ralph Weber wies diese Untergrenze zurück. Er verwies auf eine Em­pfeh­lung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, die eine Mindest­zahl von 400 Geburten im städtischen Raum nenne. Im ländlichen Raum würden 250 bis 300 Geburten als ausreichend betrachtet, um eine Station zu erhalten.

Der CDU-Politiker Sebastian Ehlers betonte, er ziehe in Zweifel, dass eine Mindestgebur­ten­zahl zwingend etwas mit der Qualität der Klinik zu tun habe. „Es gibt keinen wissen­schaftlichen Nachweis, dass hohe Fallzahlen direkt mit hoher Qualität einhergehen. Die Geburt ist ein natürlicher Vorgang, es kommt in besonderem Maße auf menschliche Nähe und Zuwendung an“, sagte er.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Julian Barlen forderte Mediclin und Asklepios auf, ihre Po­tenziale als erfolgreiche Konzerne für eine gute Lösung einzusetzen und drohte: „Wenn die Betreiber bei ihrer harten Linie bleiben, müssen ein Entzug des kompletten Versor­gungsauftrages und auch eine Rekommunalisierung geprüft werden.“ © dpa/aerzteblatt.de

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.
Avatar #106067
dr.med.thomas.g.schaetzler
am Dienstag, 17. Dezember 2019, 15:30

Geballte geburtshilfliche Grundkenntnisse?

Englisch, Harald - akademischer Titel: Prof. Dr. rer. nat. habil. Prof. in Leipzig: 1989-1991 ao. Professor für Theoretische Informatik.
1991-1994 Professor nach BAT-O/ I a für Theoretische Informatik.
Fakultät: 1985-1989 Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften – Sektion Mathematik.
1989-1992 Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften – Sektion Informatik.
1992-1993 Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften – FB Mathematik/Informatik.
1994-1994 Fakultät für Mathematik und Informatik – Institut für Informatik.
Lehr- und Mathematische Physik. Neuroinformatik.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (gut 400 Geburten, 25 Sektio caes. 175 PDAs, Forschungsschwerpunkte Familienplanung )
Avatar #29331
henglisch
am Dienstag, 17. Dezember 2019, 15:05

Die Geburtshilfe der Mediclin-Klinik in Crivitz ist nicht versorgungsnotwendig

Entsprechend den G-BA-Kriterien (https://www.gkv-kliniksimulator.de/downloads/simulation1/Kurzbericht_2019_357100.pdf und https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen/745) ist zwar die Grundversorgung in Crivitz versorgungsnotwendig, aber nicht die Geburtshilfe. Der unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundes­aus­schusses (G-BA), Josef He­cken, kritisierte laut https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/108161 Landespolitiker dafür, an nicht notwendigen Krankenhäusern festzuhal­ten. „Die Diskussion um die Krankenhauspolitik ist eine der verlogensten Diskussionen überhaupt“, sagte Hecken.
Prof. Dr. Harald Englisch, Leipzig

[Pardon, ich vergaß meinen Namen]
LNS
LNS LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Aktuelle Kommentare

    Archiv

    NEWSLETTER