Medizin
Kalziumabhängige Signalwege könnten Ansatzpunkt für neue Parkinsontherapien sein
Mittwoch, 18. Dezember 2019
Köln/Ulm – Einen neuen möglichen Ansatzpunkt zur Behandlung von Parkinsoerkrankungen hat ein internationales Wissenschaftlerteam in Nature Communications beschrieben (2019; doi: 10.1038/s41467-019-12834-x). Die Forschenden aus Ulm, Köln und Oxford konnten im Tiermodell zeigen, dass das Ausschalten bestimmter Kalzium-Kanäle das Absterben dopaminproduzierender Nervenzellen im Gehirn verhindern kann.
Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Krankheit, bei der selektiv eine bestimmte Gruppe von dopaminproduzierenden Nervenzellen im Mittelhirn absterben. Der resultierende Mangel an Dopamin führt zu Symptomen wie Ruhezittern, Muskelsteifheit und Problemen bei willkürlichen Bewegungen. Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Krankheit, an der weltweit mehr als 6 Millionen Menschen erkrankt sind.
„Die Entstehung von Morbus Parkinson ist stark altersabhängig, aber in vielerlei Hinsicht noch unverstanden“, so die Wissenschaftler. Bekannt sei jedoch, dass auf der zellulären Ebene Störungen von kalziumabhängigen Signalwegen signifikant an der Entstehung der Parkinson-Krankheit beteiligt sind beziehungsweise mit ihr einhergehen.
Die Wissenschaftler um Birgit Liss, Leiterin des Instituts für Angewandte Physiologie in Ulm, konnten zeigen, dass ein zu starker Kalziumeinstrom durch spezifische Ionenkanäle, nämlich „Cav2.3-Kanäle“ vom sogenannten R-Typ, wesentlich zur Entstehung von Parkinson beitragen kann.
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In einem Parkinson-Mausmodell ist es den Forschern gelungen, den Tod der dopaminproduzierenden Nervenzellen zu verhindern, indem sie die Aktivität der Cav2.3-Kanäle genetisch ausschalteten. „Unsere Untersuchungen an Nervenzellen von Parkinson-Patienten zeigen, dass der Cav2.3-Kanal auch beim Menschen wichtig ist und in ähnliche Signalkaskaden involviert scheint, wie im Mausmodell“, erklärt die Erstautorin Julia Benkert.
Vor Kurzem ist eine Studie in der klinischen Phase-III mit dem Medikament Isradipin gescheitert. Isradipin verschließt einen anderen Typ von Kalziumkanälen. Obwohl epidemiologische Hinweise die Verwendung von solchen Kanalblockern mit einem verringerten Parkinsonrisiko in Verbindung bringen, bot Isradipin in der Studie keinen Schutz für Parkinsonpatienten. „Unsere neuen Befunde könnten eine Erklärung dafür liefern“, so die Forschenden. © hil/aerzteblatt.de
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