Medizin
Schlagzeugspielen verändert das Gehirn
Montag, 30. Dezember 2019
Bochum – Die Hirnstruktur und -aktivität von Menschen, die regelmäßig Schlagzeug spielen, unterscheidet sich von Nicht-Schlagzeugern. Die Musiker haben weniger, aber dafür dickere Fasern im Hauptverbindungstrakt zwischen den beiden Hirnhälften. Außerdem sind ihre motorischen Hirnareale effizienter organisiert. Darauf deuten Untersuchungen eines Forschungsteams um Lara Schlaffke vom Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum und Sebastian Ocklenburg von der Arbeitseinheit Biopsychologie der Ruhr-Universität Bochum hin. Ihre Arbeit ist in Brain and Behavior erschienen (2019; doi: 10.1002/brb3.1490).
Die Bochumer Forscher interessierten sich für Schlagzeuger, weil ihre motorische Koordination die von untrainierten Menschen deutlich übertreffe. „Die meisten Menschen können feinmotorische Aufgaben nur mit einer Hand ausführen und haben Probleme, mit beiden Händen gleichzeitig unterschiedliche Rhythmen zu spielen“, erläutert Schlaffke.
Die Wissenschaftler testeten 20 professionelle Schlagzeuger, die ihr Instrument durchschnittlich seit 17 Jahren spielten und aktuell mehr als 10 Stunden pro Woche übten. Sie untersuchten sie mit verschiedenen MRT-Bildgebungstechniken. Die Daten verglichen sie mit Messungen von 24 unmusikalischen Kontrollprobanden. Beide Gruppen mussten zunächst Schlagzeug spielen, um ihre Fähigkeiten zu testen, und wurden dann im MRT-Scanner untersucht.
Ziel der Studie war, neue Erkenntnisse über die Organisation komplexer motorischer Prozesse im Gehirn zu erlangen.
Es zeigte sich, dass das Gehirn von Schlagzeugern bei motorischen Aufgaben weniger aktiv war als das der Kontrollprobanden. „Dieses Phänomen wird als ‚Sparse Sampling‘ bezeichnet: Eine effizientere Hirnorganisation in den Arealen sorgt für weniger Aktivierung bei Profis“, berichten die Wissenschaftler.
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Schlagzeuger zeigten zudem deutliche Unterschiede im vorderen Teil des Corpus Callosum, einer Hirnstruktur, die die beiden Hemisphären miteinander verbindet. Die Daten deuten laut den Forschern darauf hin, dass die Schlagzeuger weniger, aber dickere Fasern in diesem wichtigen Verbindungstrakt zwischen den Hirnhälften haben. Dadurch können die Musiker Informationen schneller zwischen den Hirnhälften austauschen als die Kontrollpersonen.
Die Struktur des Corpus Callosum sagte laut den Wissenschaftlern sogar die Leistung beim Schlagzeug-Test voraus: Je höher das Maß für die Dicke der Fasern im Corpus Callosum war, desto besser waren die Fähigkeiten beim Schlagzeugspielen. © hil/aerzteblatt.de
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