Ärzteschaft
Reinhardt für höheren Beitrag bei Facharztbesuch ohne Überweisung
Montag, 30. Dezember 2019
Berlin – Der Päsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat sich für einen höheren Beitrag für Patienten ausgesprochen, wenn diese ohne Überweisung zum Facharzt gehen. Bei einer Erkrankung solle jeder Versicherte immer zuerst seinen Hausarzt aufsuchen, der dann bei Bedarf überweise. „Wer die völlige Wahlfreiheit haben möchte, also auch ohne Überweisung zum Facharzt gehen will, sollte höhere Beiträge bezahlen“, sagte Reinhardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Dienstag. Denn diese Versicherten nähmen das solidarische System deutlich stärker in Anspruch als Patienten, die einen Hausarzt als primären Ansprechpartner hätten.
Bereits im Juni hatte sich Reinhardt für eine finanzielle Selbstbeteiligung von Patienten ausgesprochen, um übermäßig häufige Arztbesuche zu verhindern. „Bei mehrfachen und völlig unnötigen Arztbesuchen kann eine moderate wirtschaftliche Beteiligung zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit unseren knappen Ressourcen im Gesundheitswesen beitragen“, hatte Reinhardt damals den Zeitungen der Funke Mediengruppe gesagt.
Bei seinem jetzigen Vorstoß argumentierte Reinhardt, dass in allen EU-Staaten Regularien existierten, um die knappen Mittel und das medizinische Personal so sinnvoll wie möglich einzusetzen. „Nur in Deutschland haben die Versicherten die Möglichkeit, ohne ärztlich verantwortete Steuerung nahezu alle erdenklichen medizinischen Leistungen zu nutzen, ohne längere Wartezeiten. Diese ungesteuerte Inanspruchnahme von Ressourcen können wir uns nicht länger leisten.“
Auch für die Patienten habe ein Hausarztmodell Vorteile: „Viele sind doch überfordert, bei Erkrankungen die geeigneten Spezialisten in der richtigen Reihenfolge aufzusuchen. Da wird heute insbesondere in der fachärztlichen Versorgung viel kostbare Behandlungszeit verschwendet.“
Auch der der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hatte sich im September für eine Begrenzung der freien Arztwahl ausgesprochen. Viele Patienten suchten zu oft verschiedene Fachärzte auf und verursachten so unnötige Kosten, hatte der KBV-Chef gesagt. Gassen schlug Wahltarife vor:„Wer sich verpflichtet, sich auf einen koordinierenden Arzt zu beschränken, sollte von einem günstigeren Kassentarif profitieren.“ Wer „jederzeit zu jedem Arzt“ gehen wolle, müsse mehr bezahlen. © dpa/mis/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema


