Medizin
Grüner Tee wirkt präventiv
Freitag, 10. Januar 2020
Peking – Chinesen, die täglich 3 Tassen Tee trinken, blieben in einer prospektiven Beobachtungsstudie länger vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und häufiger vor einem vorzeitigen Tod verschont, wobei in der Publikation im European Journal of Preventive Cardiology (2020; doi: 10.1177/2047487319894685) offen bleibt, ob dies tatsächlich an dem an Flavonoiden reichen Getränk liegt.
Auch in China gibt es mittlerweile große Kohortenstudien, die den Einfluss von Lebensgewohnheiten auf die Gesundheit erforschen. Das China-PAR Project („Prediction for ASCVD Risk in China“) sammelt seit 1998 Daten zu mittlerweile mehr als 100.000 Erwachsenen aus 15 Provinzen. Zu den für China wichtigen Fragestellungen gehört, welchen Einfluss das Nationalgetränk Tee auf die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat.
Ein Team um Dongfeng Gu vom Fuwai-Krankenhaus in Peking hat die Daten von 100.902 Teilnehmern ausgewertet, die zu Beginn der Studie um die 50 Jahre alt waren und von denen in median 7,3 Jahren der Nachbeobachtung 3.683 Teilnehmer ein Herz-Kreislauf-Ereignis erlitten, darunter waren 2.903 Schlaganfälle. Insgesamt 5.479 Teilnehmer sind gestorben, davon 1.477 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Fast die Hälfte der Männer (48,2 %) und 20,4 % der Frauen gaben an, dass sie mehr als 3 Mal am Tag Tee trinken. Die meisten bevorzugten grünen oder aromatisierten Tee. Den in westlichen Ländern bevorzugten schwarzen Tee tranken nur 8 % der Teilnehmer.
Nach der Analyse von Gu erkrankten regelmäßige Teetrinker (mindestens 3 Tassen täglich) zu 20 % seltener an Herzerkrankungen und Schlaganfällen. Sie hatten ein um 22 % geringeres Risiko auf eine tödliche Herzerkrankung oder einen tödlichen Schlaganfall und ein um 15 % niedrigeres Gesamtsterberisiko.
Eine Gruppe von 14.081 Teilnehmern war nach 8,2 Jahren ein 2. Mal nach ihren Lebensgewohnheiten befragt worden. Diese Gruppe war nach der 2. Erhebung median 5,3 Jahre beobachtet worden. Die Teilnehmer, die ihren Tee-Konsum beibehielten, hatten nach der Analyse von Gu ein um 39 % geringeres Risiko auf Herzerkrankungen und Schlaganfälle, ein um 56 % geringeres Risiko auf tödliche Herzerkrankungen und Schlaganfälle und ein um 29 % geringeres Gesamtsterberisiko.
Gu kommt zu dem Ergebnis, dass ein 50-jähriger regelmäßiger Teetrinker 1,41 Jahre später eine koronare Herzkrankheit oder einen Schlaganfall entwickelte und 1,26 Jahre länger lebte als Personen, die nie oder selten Tee getrunken haben.
Die Ergebnisse waren nur für den Konsum von grünem Tee signifikant. Ob die Ergebnisse auf Europäer übertragbar sind, ist deshalb zweifelhaft. In China wird der Tee außerdem frisch aus Blättern zubereitet. Teebeutel werden selten verwendet. Tee wird weniger getrunken, um den Durst zu stillen. Es handelt sich vielmehr um ein traditionelles Ritual, das dem Stressabbau dient und den Körper beruhigen soll. Es ist deshalb möglich, dass die protektive Wirkung nicht allein von den im Tee enthaltenen Flavonoiden ausgeht, sondern von der chinesischen Teezeremonie oder ganz andere Ursachen hat, die in der Studie nicht erfasst wurden. © rme/aerzteblatt.de
Liebe Leserinnen und Leser,
diesen Artikel können Sie mit dem kostenfreien „Mein-DÄ-Zugang“ lesen.
Sind Sie schon registriert, geben Sie einfach Ihre Zugangsdaten ein.
Oder registrieren Sie sich kostenfrei, um exklusiv diesen Beitrag aufzurufen.
Login
Loggen Sie sich auf Mein DÄ ein
Passwort vergessen? Registrieren

Mit Sicherheit liegt die gefäßprotektive Wirkung

Nachrichten zum Thema


Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.