Medizin
Lorcaserin: Krebs durch Appetitzügler?
Mittwoch, 15. Januar 2020
Silver Spring/Maryland – Erhöht der Serotoninagonist Lorcaserin, der in den USA zur Unterstützung einer Diät zugelassen ist, das Krebsrisiko? In einer Endpunktstudie, die die US-Arzneimittelbehörde FDA eingefordert hat, ist jetzt offenbar ein Sicherheitssignal aufgetreten. Die FDA warnt vorsorglich. Eine endgültige Einschätzung sei noch nicht möglich, heißt es in einer Drug Safety Communication.
Lorcaserin stimuliert im Hypothalamus die 5-HT2C-Rezeptoren des Neurotransmitters Serotonin. Die Folge ist ein verminderter Appetit und eine beschleunigte Sättigung. Lorcaserin wurde von der FDA 2012 zur Unterstützung eines Gewichtsmanagements mit einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität bei übergewichtigen oder fettleibigen Erwachsenen zugelassen.
2 Jahre zuvor hatte die FDA eine Zulassung noch abgelehnt. Zu den Sicherheitsbedenken zählten damals Studien an Ratten, bei denen es nach der Gabe von Lorcaserin zu verschiedenen Malignomen gekommen war.
Die FDA verpflichtete den Hersteller bei der Zulassung zu einer Endpunktstudie. Diese hatte primär die Auswirkung von Lorcaserin auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Inhalt, zu denen es ebenfalls Bedenken gab. Die Ergebnisse der Studie „CAMELLIA-TIMI 61“ wurden vor 2 Jahren publiziert. Die Rate von Herz-Kreislauf-Erkrankungen war nicht erhöht. Die leichte Gewichtsreduktion, nur 1/3 der Teilnehmer nahm mehr als 5 kg ab, erzielte allerdings auch nicht die vom Hersteller erhoffte präventive Wirkung.
Jetzt ist es in der Endpunktstudie offenbar zu einer Häufung von Krebserkrankungen gekommen. Die FDA nennt keine Zahlen. Die Ursache der Erkrankungen sei noch nicht bekannt und es stehe noch nicht fest, ob Lorcaserin für den Anstieg verantwortlich sei. Die FDA fordert die Ärzte jedoch auf, ein mögliches Risiko bei der Verordnung des Appetitzüglers zu bedenken.
In Europa ist Lorcaserin übrigens nicht zu gelassen. Der Hersteller zog seinerzeit den Antrag zurück, nachdem die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA Rückfragen zur Sicherheit des Wirkstoffs gestellt hatte. © rme/aerzteblatt.de
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