Medizin
Genetische Risikoabschätzung des Schlaganfalls funktioniert
Donnerstag, 16. Januar 2020
München – Aus genetischen Daten lässt sich das Schlaganfall-Risiko ähnlich präzise oder sogar besser vorhersagen wie auf der Basis von etablierten Risikofaktoren. Das berichten Wissenschaftler um Martin Dichgans vom Klinikum Ludwig-Maximilians-University (LMU) München im Fachjournal Nature Communications (doi 10.1038/s41467-019-13848-1).
Die Wissenschaftler schließen zudem aus ihren Ergebnissen, dass Menschen mit einem hohen genetischen Risiko intensivere Präventivmaßnahmen zur Minderung des Schlaganfallrisikos benötigen könnten, als es die aktuellen Richtlinien empfehlen.
Etwa 80 % aller Schlaganfälle sind ischämischer Natur und werden durch den Verschluss einer hirnversorgenden Arterie verursacht. Das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall wird zum einen durch genetische Faktoren und zum anderen durch klassische Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes bestimmt.
Die Forscher verwendeten einen Machine-Learning-Ansatz, um umfangreiche, von verschiedenen Forschungsgruppen weltweit erhobene genetische Daten auf schlaganfallbezogene Risikogene hin zu analysieren und für jeden Probanden einen individuellen genetischen Risikowert zu ermitteln.
Anschließend überprüften sie die Aussagekraft ihrer genetischen Risikoabschätzung mithilfe der in der britischen Biobank hinterlegten Daten von 420.000 Patienten. Dabei zeigte sich, dass der genetische Risikowert die bisherigen Risikoscores übertrifft und eine ähnliche Vorhersagekraft hat wie andere bekannte Risikofaktoren für Schlaganfälle, etwa der Raucherstatus oder der Body-Mass-Index.
Auch im Vergleich zur Auswertung der Familiengeschichte konnten die Wissenschaftler das Risiko für einen zukünftigen ischämischen Schlaganfall signifikant besser vorhersagen.
„Die genomische Risikovorhersage, die auf der einzigartigen DNA-Sequenz eines Individuums basiert, hat deutliche Vorteile gegenüber etablierten Risikofaktoren, da sie von Geburt an dazu genutzt werden kann, um das Risiko abzuschätzen“, sagte Dichgans.
Sie könne daher die Einleitung von Präventionsstrategien ermöglichen, bevor die Patienten konventionelle Risikofaktoren für Schlaganfälle wie Bluthochdruck oder zu hohe Blutfettwerte entwickelten. © hil/aerzteblatt.de
Liebe Leserinnen und Leser,
diesen Artikel können Sie mit dem kostenfreien „Mein-DÄ-Zugang“ lesen.
Sind Sie schon registriert, geben Sie einfach Ihre Zugangsdaten ein.
Oder registrieren Sie sich kostenfrei, um exklusiv diesen Beitrag aufzurufen.
Login
Loggen Sie sich auf Mein DÄ ein
Passwort vergessen? Registrieren

Nachrichten zum Thema

Leserkommentare
Um Artikel, Nachrichten oder Blogs kommentieren zu können, müssen Sie registriert sein. Sind sie bereits für den Newsletter oder den Stellenmarkt registriert, können Sie sich hier direkt anmelden.