Medizin
Blutdruck steigt bei Frauen im Alter schneller an
Freitag, 17. Januar 2020
Los Angeles – Frauen haben zwar über weite Phasen des Erwachsenenalters einen niedrigeren Blutdruck als Männer, der altersbedingte Anstieg ist jedoch ausgeprägter. Die in JAMA Cardiology (2020; doi: 10.1001/jamacardio.2019.5306) veröffentlichten Trajektorien der Blutdruckentwicklung könnten erklären, warum Frauen im Alter häufiger und an anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden als Männer.
Lange Zeit gingen Endokrinologen davon aus, dass Frauen durch das Geschlechtshormon Östrogen bis zur Menopause weitgehend vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen geschützt sind. Diese Hypothese diente als Rationale für die Hormonersatztherapie, bis in der Women's Health initiative (WHI) herauskam, dass die Östrogensubstitution eher zu einem Anstieg von Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt. Das Schlaganfallrisiko wurde sogar deutlich erhöht.
Inzwischen ist klar, dass nach der Menopause nicht nur ein Nachholeffekt eintritt. Frauen erkranken auch häufig an anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Männer. Dazu gehört ein erhöhtes Risiko auf eine mikrovaskuläre Angina pectoris, bei der in der Herzkatheteruntersuchung trotz eindeutiger Beschwerden keine Verengung der Koronararterien beobachtet wird. Auch die diastolische Herzinsuffizienz oder HFpEF („heart failure with preserved ejection fraction“) ist bei Frauen häufiger als bei Männern.
Eine mögliche Erklärung hat jetzt ein Team um Susan Cheng vom Smidt Heart Institute in Los Angeles gefunden. Die Forscher verglichen die Blutdruckentwicklung (Trajektorie) im Erwachsenenalter von 144.599 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus 4 großen US-Kohortenstudien (Framingham, ARIC, CARDIA, MESA).
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Dabei zeigte sich, dass Frauen Anfang 20 einen niedrigeren Blutdruck haben als Männer. Er steigt jedoch während des gesamten Erwachsenenalters stärker an als bei Männern. Beim systolischen Blutdruck „überholen“ die Frauen die Männer etwa im Alter von 60 Jahren.
Beim diastolischen Blutdruck, der nach einem Anstieg im mittleren Alter im höheren Alter wieder abnimmt, gleichen sich die Werte zischen den beiden Geschlechtern im Verlauf des Erwachsenenalters immer weiter an. Auch der mittlere arterielle Druck und der Pulsdruck, die Differenz zwischen beiden Blutdruckwerten, steigen bei Frauen rascher an als bei Männern.
Welche Folgen die unterschiedlichen Trajektorien haben, kann die Studie nicht genau klären. Cheng vermutet aber, dass der schnellere Anstieg des Pulsdrucks, der ein Maß für die nachlassende Elastizität der Blutgefäße ist, Frauen anfälliger für eine HFpEF macht.
Trotz der ungünstigen Entwicklung bei den Frauen waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen übrigens bei Männern auch im höheren Alter häufiger. Insgesamt erlitten 29,7 % der Männer gegenüber 20,5 % der Frauen eine Herz-Kreislauf-Erkrankung (Hazard Ratio 1,61; 95-%-Konfidenzintervall 1,54 bis 1,69). © rme/aerzteblatt.de
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