Medizin
Deutlicher Rückgang der Windpocken durch Impfung
Montag, 20. Januar 2020
Berlin – Die Impfung von Kleinkindern gegen das Varizella-Zoster-Virus stößt in Deutschland auf eine hohe Akzeptanz. In der Folge ist es zu einem deutlichen Rückgang der Windpocken-Erkrankungen gekommen, infolge einer Herdenimmunität auch bei Nichtgeimpften. Die befürchtete Verschiebung der Krankheitslast in höhere Altersgruppen ist laut einem Bericht im Epidemiologischen Bulletin (2020; 3: 3-15) ausgeblieben.
Die Varizellen-Impfung wird seit 2004 von der Ständigen Impfkommission (STIKO) als Standardimpfung im Kindesalter empfohlen. Die Impfquoten haben sich zuletzt gut entwickelt. Bei der Schuleingangsuntersuchung fand sich bei 87,3 % der Kinder ein Eintrag im Impfpass, 83,7 % hatten beide Impfdosen erhalten.
Es gibt große regionale Unterschiede: In Mecklenburg-Vorpommern sind 91,3 % der Kinder geimpft, in Bremen nur 75,0 % (was gegenüber 55,2 % im Jahr 2012 ein deutlicher Anstieg ist). Auch in Bayern und Sachsen liegen die Impfquoten unter dem Bundesdurchschnitt.
Die Folge der Impfmüdigkeit ist eine erhöhte Anzahl von Windpocken-Erkrankungen, die seit März 2013 meldepflichtig sind. Die niedrigste Inzidenz hatte 2018 Mecklenburg-Vorpommern mit 9,7/100.000, die höchste Sachsen mit 43,3/100.000.
Gegen die Windpocken-Impfung gab es mehrere Bedenken. So wurde befürchtet, dass infolge der verminderten Erregerzirkulation Ungeimpfte erst in einem höheren Alter erkranken, wenn die Windpocken schwerer verlaufen und sogar tödlich enden können. Tatsächlich sind zwischen 2014 und 2018 in Deutschland 9 Erwachsene an Windpocken gestorben. Wenn der Impfschutz mit der Zeit nachlässt, könnte auch geimpfte Kinder als Erwachsene an Windpocken erkranken.
Diese Befürchtungen haben sich bisher nicht erfüllt. Die absolute Zahl der Erkrankungen ist in allen Altersgruppen rückläufig. Dies zeigen laut der Publikation die Meldungen der Sentinel-Studie, die bereits 2005 (also lange vor der Meldepflicht) begonnen wurde. Auch ungeimpfte Personen erkranken seltener, weil sie aufgrund der hohen Durchimpfung der Bevölkerung kaum noch Gefahr laufen, sich zu infizieren. Der Schwellenwert für diesen Gemeinschaftsschutz (Herdenimmunität) liegt laut der Publikation in Deutschland bei 80 %. Die Impfquote liegt in Deutschland darüber.
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Die Effektivität der Impfung liegt nach den bisherigen Erfahrungen bei 81,9 % nach der ersten und 94,4 % nach der zweiten Impfung. Von den 111.456 Varizellen-Erkrankungen, die in der Sentinel-Studie zwischen April 2005 und März 2014 gemeldet wurden, traten 4.789 bei Geimpften auf: Von diesen waren 3.881 Personen 1 Mal und 908 Personen 2 Mal geimpft worden.
Eine weitere Befürchtung ist, dass die Impfung zu einem Anstieg der Zoster-Erkrankungen in der Bevölkerung führen könnte. Nach der „Booster-Hypothese“ erneuert der wiederholte Kontakt mit dem Varizella-Zoster-Virus, zu dem es in der Vergangenheit aufgrund der regelmäßigen Windpocken-Epidemien kam, den natürlichen Impfschutz.
Dies würde dann eine Virus-Reaktivierung im Alter verhindern, die Ursache der Gürtelrose ist. Tatsächlich wurde in Ländern mit einer Impfempfehlung gegen Varizellen ein Anstieg der Herpes-zoster-Inzidenzen beobachtet. Dieser Trend begann laut dem Robert Koch-Institut jedoch bereits vor der Einführung der Varizellen-Impfung und wurde durch diese nicht nachweisbar beschleunigt.
Erste Erfahrungen aus den USA, wo die Impfung bereits 1995 eingeführt wurde, lassen erwarten, dass Menschen, die als Kinder gegen Varizellen geimpft wurden, im Alter vor einer Gürtelrose geschützt sind. Ältere Menschen können sich zudem vor einem Zoster durch einen effektiven Impfstoff schützen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt ihn seit Dezember 2018 für alle Personen ab 60 Jahren sowie für Personen mit definierter Indikation ab 50 Jahren. © rme/aerzteblatt.de

doch, man weiß durchaus, wie es wirkt...
Immerhin sieht man gut, wie wenig Impfstoffe kosten: Der Anteil der Impfstoffkosten an den Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen beträgt etwa 0,6 %. https://www.gkv-spitzenverband.de/gkv_spitzenverband/presse/zahlen_und_grafiken/gkv_kennzahlen/gkv_kennzahlen.jsp
Tja, richtg verdienen würden die Hersteller, wenn gar nicht mehr geimpft werden würde.
Aber solche Geistesleistungen vermisse ich ja bei Impfgegnern, die können nur den Stuss anderer Impfgegner kritiklos nachplappern, mehr ist nicht drinnen.

@ Dr. Schaetzler
Mich mit Pro-Natur und Medizin-/Infektiologie-Bildungsferne in Verbindung zu bringen, zeigt nur, dass Sie zu Schnellschüssen und zur Selbstüberschätzung neigen, was dem Anliegen sich für Impfungen einzusetzen nicht gut tut. Lesen Sie doch noch einmal aufmerksam meinen Kommentar und den Artikel durch, damit auch Ihnen klar wird, was der Kern der Aussage ist. Sonst diskreditieren Sie sich hier selbst immer mehr...

"Rollkragen" und "Pro-Natur" haben wieder mal nichts verstanden!
Die Autoren von: "Integrating between-host transmission and within-host immunity to analyze the impact of varicella vaccination on zoster" von Benson Ogunjimi et al.
https://elifesciences.org/articles/07116
beziehen sich auf Varizellen-Impfungen in der Kindheit, o h n e dagegen auf den in Deutschland seit Anfang 2018 zugelassenen Zoster-Impfstoff Shingrix® einzugehen, welcher der Zweit-Erkrankung Herpes Zoster (Gürtelrose, "Shingles") nach durchgemachten Varizellen vorbeugt. Die Zulassung gilt für alle Personen ab 50 Jahren. Im Dezember 2018 hatte die STIKO Varizellenimpfungen für Personen ab 60 Jahren empfohlen.
Benson Ogunjimi et al. postulieren ein einerseits völlig vages Vorhersage-Modell mit "fast einer Verdopplung von Zahl von Windpocken-Fällen" und beziffern diese dagegen unglaublich exakt auf "31 Jahre später". Sie betonen zugleich , dass dieser Anstieg nur vorübergehend sei. Der vorhergesagte Anstieg der Varicella-Zoster-Fälle beträfe dysproportional die Altersgruppe der 31 bis 40 Jahre alten ["The model also predicts that implementing a varicella vaccination program for children would almost double the number of shingles cases 31 years later. But this increase would be temporary. The predicted increase in shingles cases is likely to disproportionately occur among 31- to 40-year-olds"].
Die Autoren von
https://doi.org/10.7554/eLife.07116.001
schließen mit vagen Spekulationen und modellhaften Behauptungen, für die es keine exakten Belege gibt.
Nix für infektiologische Laienschauspieler!
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Windpockenimpfung
Haben Sie auch den ganzen Artikel gelesen und nicht nur das abstract? Es ergibt sich dann ein ganz anderer Sinn. Volltext unter https://elifesciences.org/articles/07116
Sie finden darin Folgendes: "The model also predicts that implementing a varicella vaccination program for children would almost double the number of shingles cases 31 years later. But this increase would be temporary. The predicted increase in shingles cases is likely to disproportionately occur among 31- to 40-year-olds. This is unexpected because most previous models predict that older age groups would bear the brunt of a rise in shingles, but this younger population would be less likely to develop lasting complications of shingles. Together, these findings may allay some fears about implementing childhood varicella vaccination programs by showing that the benefits of re-exposure are limited."
Ich hoffe, Sie verstehen sprachlich und inhaltlich, was das bedeutet....

Zum Kommentar von "Pro-Natur"
Silverberg 2009 hat 62! Krankenakten einer Kinderarztpraxis retrospektiv ausgewertet und gründet darauf weitgehende Aussagen. zu Windpockenimpfung und Asthmainzidenz. Lächerlicher geht es nicht mehr.
Hier scheint die alte Lüge der Anthroposophen auf, dass Kinder an Krankheiten reifen können. Abstoßend.

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