Medizin
Stadtplanung kann Bewegungsdefizit von Kindern und Jugendlichen entgegenwirken
Montag, 20. Januar 2020
Bremen – Kinder bewegen sich mit jedem gewonnenen Lebensjahr täglich 2 Minuten weniger. Dieser Effekt addiert sich während ihres Aufwachsens auf zu rund 20 Minuten verlorener Aktivität pro Tag – knapp 1/3 der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Allerdings können stadtplanerische Maßnahmen dies zum Teil verhindern. Das berichten Wissenschaftler um Christoph Buck vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) im International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity (doi 10.1186/s12966-019-0886-2).
Die Wissenschaftler nutzten Daten der europäischen „IDEFICS-Studie“, die am BIPS koordiniert wurde. „Das Besondere an unseren Daten ist, dass wir bei circa 2.500 Kindern aus Studienzentren in Deutschland, Italien und Schweden eine Entwicklung über die Zeit von 3 bis 15 Jahren aufzeigen konnten“, erläutert Buck.
Die Daten zeigen, dass sich Kinder mit etwa 4 Jahren im Schnitt knapp 60 Minuten am Tag moderat bis intensiv bewegen. Bis sie 14 Jahre alt sind, sinkt dieser Wert auf durchschnittlich etwa 40 Minuten. Demnach erreichen Kinder mit 4 Jahren im Durchschnitt noch die Empfehlung der WHO, mit 14 Jahren fehlt ihnen schon knapp 1/3 davon. Ein ähnlicher Effekt zeigt sich bei der leichten Bewegung: Diese fällt im selben Zeitraum von etwas mehr als 350 Minuten täglich auf knapp 150 Minuten.
Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie die Messungen von Bewegungssensoren mit Daten zur Wohndichte, der Landnutzung, dem Straßennetzwerk, der Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel und gestalteter Freiflächen wie Spielplätzen oder Parks verknüpft.
Dabei zeigt sich: Die Verfügbarkeit öffentlicher Freiflächen war für die Förderung von moderater und intensiver Bewegung in der Kindheit relevanter, während im Jugendalter die Wohnungs- und die Vernetzungsdichte an Bedeutung gewannen.
„Die Erkenntnis, dass Spielplätze Kinder dazu anregen, sich mehr zu bewegen, kommt natürlich nicht überraschend“, sagte Buck. Der Effekt sei allerdings „sehr deutlich“. „Das Ergebnis sollte Politikern und Städteplanern noch einmal aufzeigen, wie wichtig diese Orte für ein gesundes Aufwachsen sind und dass es wichtig ist, sie instand zu halten“, so der Wissenschaftler.
Ab einem Alter von 8 bis 10 Jahren werde dann eine sichere Infrastruktur von Fuß- und Fahrradwegen immer wichtiger. © hil/aerzteblatt.de
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