Medizin
Reservoir des Marburg-Virus in Westafrika entdeckt
Mittwoch, 29. Januar 2020
Njala/Sierra Leone – Der Nilflughund (Rousettus aegyptiacus), eine von Afrika über den Nahen Osten bis nach Indien verbreitete Flughundart, ist das wichtigste natürliche Reservoir für das Marburg-Virus. Ein internationales Forscherteam hat die Viren jetzt erstmals außerhalb von Westafrika in R. aegyptiacus nachgewiesen. Laut ihrem Bericht in Nature Communications (2020; 11: 510) könnten in Sierra Leone 2,5 % der Tiere mit dem gefährlichen Virus infiziert sein.
Seit der Entdeckung im Jahr 1967, als Labormitarbeiter der Behringwerke in der Universitätsstadt erkrankten, hat das Marburg-Virus 12 Ausbrüche verursacht. Der größte fand 2005 in der Stadt Uige in Angola statt. Dort starben 227 von 252 erkrankten Personen. Die Case-Fatality-Rate war mit 90 % deutlich höher als bei der Ebola-Epidemie in Westafrika 2013/2016, wo 41 % die Infektion nicht überlebten.
Der Ausbruch in Uige überraschte die Experten, da alle früheren Ausbrüche (bis auf den in Marburg) in Ostafrika stattgefunden hatten. Dort gilt Rousettus aegyptiacus als wichtiges Reservoir. Die Erkrankung springt auf den Menschen über, wenn die Tiere oder mit dem Urin der Tiere kontaminierte Früchte gegessen werden.
In Angola selbst konnten die Viren bisher nicht im Tierreich nachgewiesen werden. Mehr Glück hatte ein internationales Forscherteam um Aiah Lebbie von der Universität von Njala jetzt in Sierra Leone. Von 435 in 3 Regionen des Landes gefangenen Nilflughunden waren 11 (2,5 %) aktiv mit dem Marburg-Virus infiziert.
Die Gensequenzierungen ergaben eine hohe Übereinstimmung mit dem Erreger, der den Ausbruch in Angola verursacht hatte. Es besteht also der Verdacht, dass auch dort Nilflughunde oder andere Flughundarten das Reservoir für die tödlichen Viren bilden.
Bislang sind in Sierra Leone keine Erkrankungen am Marburg-Fieber bekannt geworden. Die starke Verbreitung der Viren bei Nilflughunden bedeutet aber, dass dies jederzeit möglich wäre. Die Forscher warnen deshalb die dortige Bevölkerung vor einem Kontakt mit den in der Dämmerung aktiven Tieren. © rme/aerzteblatt.de
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